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Meinung: Sohn seiner Klasse

„Warum wir Thälmann nicht ehren sollten“ vom 3. Mai In Thälmann einen Gegner der (vermeintlich in der Weimarer Republik verwirklichten) Demokratie zu sehen, mag man als Reflex hinnehmen, auch wird es zwecklos sein, dem Autor im Zusammenhang mit dem Hamburger Aufstand etwas über revolutionäre Ungeduld zu erzählen.

„Warum wir Thälmann nicht ehren sollten“ vom 3. Mai

In Thälmann einen Gegner der (vermeintlich in der Weimarer Republik verwirklichten) Demokratie zu sehen, mag man als Reflex hinnehmen, auch wird es zwecklos sein, dem Autor im Zusammenhang mit dem Hamburger Aufstand etwas über revolutionäre Ungeduld zu erzählen. Das ist eine ihm fremde Welt: die Welt der revolutionären Arbeiterbewegung. Nicht durchgehen sollten jedoch falsche Tatsachenbehauptungen. Laut Klaus Schroeder „scheute Thälmann auch nicht die Zusammenarbeit mit den ... Nationalsozialisten“ und führt als ersten Beleg dafür den Volksentscheid gegen die preußische Regierung an. Es war aber gerade Thälmann, der sich gegen eine Unterstützung des Volksentscheides positionierte. Als weiterer Beleg wird wieder einmal der angeblich mit den Nazis zusammen organisierte BVG-Streik bemüht. Dazu sollte man wissen, dass dieser Streik von der RGO (Revolutionäre Gewerkschaftsorganisation) ausgelöst und von Betriebszellen der KPD langfristig vorbereitet worden war. Die KPD musste hier mit der Situation fertig werden, dass sich auch NSDAP-Mitglieder – entgegen der Orientierung ihrer Gauleitung – am Streik beteiligten. Dies verunsicherte Teile der Bourgeoisie, die Furcht davor hatten, „dass radikale sozialistische Bestrebungen in der NSDAP an Boden gewönnen“.

Thälmanns Einschätzung des Faschismus war sicherlich nicht frei von Widersprüchen. Wer aus heutiger Sicht Thälmanns Bemühungen um eine Einheitsfront „von unten“, d. h. unter Ausschluss der sozialdemokratischen Führung, kritisiert, sollte beachten, dass die KPD schon einige Jahre unter dem Terror gegen ihre Organisation, gerade auch unter sozialdemokratischer Verantwortung, zu leiden hatte und die SPD-Führer bis zum Schluss eine Zusammenarbeit mit der KPD ablehnten. Jedenfalls drückte die KPD-Losung „Wer Hindenburg wählt, wählt Hitler. Wer Hitler wählt, wählt den Krieg“ am hellsichtigsten aus, was dann bittere Realität wurde.

Schließlich entspricht Schroeders Behauptung, die KPD sei nach der Machtübertragung an die Faschisten schnell zerschlagen worden, nicht der historischen Wahrheit. War auch ihr Blutzoll hoch, hat der Parteiapparat einschließlich Inlands- und Auslandsleitung nie zu existieren aufgehört und sich als zu koordinierten Widerstandshandlungen fähig erwiesen.

Über die Einschätzung Thälmanns kann man unterschiedlicher Meinung sein, aber auf falschen Behauptungen beruhende Häme sollte bei Ihnen keinen Platz finden.

Helmut Dunkhase, Berlin-Marienfelde

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