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Foto: CDU-Fraktion Berlin

© Henning Schacht

Meinung: Sollte der Senat nicht mehr Geld für das Schulessen ausgeben?

„Zwei Euro für ein Essen sind ein Witz“ vom 7. Oktober Wie ich einem Artikel entnehmen konnte, leistet der Berliner Senat einen Zuschuss von 1,97 Euro pro Schulessen.

„Zwei Euro für ein Essen sind ein Witz“

vom 7. Oktober

Wie ich einem Artikel entnehmen konnte, leistet der Berliner Senat einen Zuschuss von 1,97 Euro pro Schulessen. Und nun bitte ich alle Damen und Herren aus den zuständigen Senatsabteilungen, sich für diesen Betrag ein gesundes, nahrhaftes und schmackhaftes Mittagessen zuzubereiten. Es ist beschämend zu sehen, wie viel die Kinder und Schüler dem Land Berlin wert sind. Zu guten Lernergebnissen und Spaß an der Schule gehört auch eine gute und abwechslungsreiche Ernährung. Warum im Herbst tiefgefrorene chinesische Erdbeeren auf den Tisch kommen müssen, ist mir ein Rätsel. Aber es ist wie eh und je. Es kann nicht billig genug sein. Sollte es dem Senat nicht wert sein, für die Berliner Zukunft vielleicht auch drei oder mehr Euro pro Essen auf den Tisch zu legen?Robert Strauch, Berlin-Steglitz

Lieber Herr Strauch,

die die Berliner Schulen beliefernden Caterer geben an, dass sie nach Abzug der Fix- und Personalkosten und der Mehrwertsteuer für den Wareneinkauf nur 50 Cent pro Essen ausgeben können. Auch für 50 Cent ist es möglich, ein vollwertiges Gericht zu kochen. Bei einem Testversuch haben Berliner Sterneköche das bewiesen, doch blieb der Geschmack – so die Probe essenden Kinder – definitiv auf der Strecke.

Für Sie ist es unverständlich, dass Berliner Schüler im Herbst chinesische Erdbeeren aufgetischt bekommen – für mich auch. Auf jedem Wochenmarkt kann man sehen, welche Bandbreite an guten saisonalen Produkten aus der Region kommen. Warum ist es für die in Berlin bietenden Caterer so schwer, mit diesen Zulieferern Verträge abzuschließen?

Ich möchte vor allem, dass sich die Qualität des Essens nachweislich verbessert. Dafür müssen auf transparente Weise Standards festgelegt werden, was ein Schulessen enthalten und wie es produziert werden soll: frisches Gemüse und Obst, evtl. Vollkorn- oder Bioprodukte aus regionaler Produktion, frische Kräuter, insgesamt eine Nährstoffzusammensetzung, wie sie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt. Wichtig wäre auch eine kurze Warmhaltedauer, damit die Panade des Schnitzels auch noch knusprig ist, wenn es serviert wird. Eltern müssen diese Standards bei den Bezirken, die für die Ausschreibungen an den Grundschulen zuständig sind, einfordern, damit diese sie in ihren Verhandlungen mit den Caterern festklopfen. Die Oberschulen können selbstständig ausschreiben, hier bezahlen die Eltern auch den vollen Essenspreis. Als Hilfestellung für Eltern und Bezirke halte ich die Erstellung einer Liste zertifizierter Caterer durch den Senat für sinnvoll und werde mich dafür einsetzen. Aus meiner Sicht ist die Festlegung von Verfahren zur Qualitätssicherung der allererste Schritt: Es bringt uns nichts, wenn wir den Caterern bloß mit einer höheren Verhandlungsbasis entgegentreten. Denn dann besteht die Gefahr, dass die zusätzlichen Euro in den Taschen der Caterer verschwinden, aber nicht auf dem Teller der Kinder landen. Also: Ohne verbindliche höhere Qualitätsstandards keine Preiserhöhung. Hinzu kommt der Aspekt der Kontrolle: Papier ist geduldig und das Vertrauen oft zu groß. Wir brauchen ein verbindliches Kontrollsystem, mit dem die Vereinbarungen mit den Caterern überprüft werden. Das bedeutet zusätzliche Personalstellen und Extrakosten, die ehrlich in die Essenskosten einberechnet werden müssten.

Womit wir endgültig bei der Frage der Finanzierung wären: Aktuell wird der Preis per Median festgelegt und entsprechend vom Senat bezuschusst. Sollten Elternvertreter und Bezirke zu dem Schluss kommen, dass für das von ihnen gewünschte, qualitativ höherwertige und sicher kontrollierte Essen mehr als 1,97 Euro kosten würde, dann stellt sich ganz konkret die Frage: Wer sollte diese mögliche Kostensteigerung schultern? Und hier bin ich anderer Meinung. Sie beklagen generell, dass die Kinder und Schüler dem Land Berlin nichts wert seien und der Senat doch locker „drei oder mehr Euro“ auf den Tisch legen könnte. Kein anderes Bundesland hält eine derart dichte Infrastruktur an Kitas und Ganztagsschulen vor, der Besuch des dritten Kitajahres in Berlin ist kostenfrei (rund 1000 Euro pro Monat) und noch im Juni dieses Jahres haben wir die „Hortlücke“ geschlossen, also unter Einsatz von mehreren Millionen Euro den Fünft- und Sechstklässlern garantiert, dass sie – bei Bedarf auch in den Ferien – eine Hortbetreuung samt Verpflegung bekommen. Diese Leistungen sind für ein hoch verschuldetes Land wie Berlin ein Kraftakt, der bei jeder Haushaltsaufstellung wieder neu gestemmt werden muss. Auch die von Angela Merkel geführte Bundesregierung hat mit dem Bildungs- und Teilhabepaket auf das Thema Schulessen reagiert: Kinder aus einkommensschwachen Familien zahlen nur einen Euro pro Mittagessen, den Rest übernimmt der Staat. Ich bin aber grundsätzlich der festen Überzeugung, dass es zur Aufgabe und Verantwortung der Eltern gehört, sich an den Essenskosten ihrer Kinder angemessen zu beteiligen. Und: Ohne Beteiligung, auch keine Mitsprache.

— Hildegard Bentele, Europa- und schulpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus Berlin

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