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Meinung: Späte Reue

Die Ermordung des türkisch-armenischen Journalisten Hrant Dink ist eine Katastrophe für die Türkei. Die Tat zeigt, dass es im Land nach wie vor keinen Konsens gibt, politische Fragen ohne Gewalt beizulegen.

Die Ermordung des türkisch-armenischen Journalisten Hrant Dink ist eine Katastrophe für die Türkei. Die Tat zeigt, dass es im Land nach wie vor keinen Konsens gibt, politische Fragen ohne Gewalt beizulegen. Wenn es um die „Beleidigung des Türkentums“ geht, werden die Beschuldigten für den rechten Rand zum Freiwild – das wurde schon bei den Angriffen auf Nobelpreisträger Orhan Pamuk deutlich. Ankara muss sich vorwerfen lassen, diese Entwicklung zumindest geduldet zu haben. Beim Umgang mit den Rechtsnationalisten ließen die türkischen Behörden bisher jene Härte und Entschlossenheit vermissen, die sie bei Linken und Kurden stets an den Tag legen. So ist ein Klima entstanden, in dem „untürkische“ Äußerungen in die Nähe von Landesverrat gerückt werden können. Vielleicht reagierte Erdogan auf den Mord an Dink deshalb so geschockt: Er befahl eine Mobilmachung aller Sicherheitsbehörden und sprach von einem Anschlag, der dem ganzen Land gegolten habe. Für Hrant Dink kommt diese Reaktion zu spät. güs

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