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Die Troika der möglichen Kanzlerkandidaten: Sigmar Gabriel, Peert Steinbrück und Frank-Walter Steinmeier.

© dpa

SPD vor der Bundestagswahl: Partei im Bermuda-Dreieck

Die Sozialdemokraten hatten den Plan, ihren Kanzlerkandidaten erst im nächsten Jahr zu küren - dieser Plan ist gescheitert. Der SPD droht ihr Start in den Wahlkampf zu entgleiten.

Von Antje Sirleschtov

Die Idee klang überzeugend und der großen Aufgabe angemessen. Zunächst wollte sich die SPD der Inhalte versichern, mit denen sie in den Wahlkampf im nächsten Jahr ziehen will. Dann wollte sie die wichtige Landtagswahl in Niedersachsen im Januar vorübergehen lassen, von der sie sich Rückenwind für die Bundestagswahl erhofft. Und schließlich sollte aus der Troika der richtige Mann erkoren werden, der im Herbst 2013 Angela Merkel aus dem Kanzleramt verjagt.

So hatten sich Sigmar Gabriel, Frank-Walter Steinmeier und Peer Steinbrück das Drehbuch für die Machtübernahme vorgestellt. Und vor allem für den SPD-Vorsitzenden war die Einhaltung desselben von größter Wichtigkeit. Denn schließlich ist er der Parteivorsitzende und damit verantwortlich für die Art und Weise, wie und mit wem an der Spitze seine Partei in den Wahlkampf zieht. Ganz gleich, ob er selbst nach der Kandidatur greift oder es einem der beiden anderen Kandidatenanwärter anträgt. Gabriels politische Zukunft wird sich auch darüber entscheiden, wie er in den kommenden zwölf Monaten agiert.

Doch wie das oft so ist mit guten Plänen für die Zukunft: Die Zeit bleibt nicht stehen, die Ereignisse nehmen ihren Lauf. Und was die K-Frage der SPD anbetrifft, da verbreitet sich nun von Tag zu Tag mehr der Eindruck, dass aus dem schönen Plan von einst nichts werden wird. Mehr noch: Die andauernden Indiskretionen aus vermeintlichen Absprachetreffen der Troika, deren Dementis und die Beteuerungen zum Ursprungsplan der Kandidatenkür, die nach wie vor aus dem Willy-Brandt-Haus herausquillen, legen den Schluss nahe, dass der Parteiführung gerade der Start in den Wahlkampf entgleitet. Und selbstverständlich fragen sich die Ersten schon, wie diese SPD in einer Regierungsverantwortung Euro und Europa retten will, wenn sie es noch nicht mal hinbekommt, ihren Kanzlerkandidaten zur richtigen Zeit und ohne Wirbel zu bestimmen.

Die Januar-Pläne sind längst Makulatur. So viel ist wohl sicher. Noch gibt es dazu kein offizielles Wort aus der Parteizentrale. Aber man spürt schon, dass die K-Frage nicht weitere vier Monate ungelöst bleiben kann. Zumal sich nun sogar der niedersächsische Spitzenkandidat Stephan Weil fragt, warum die Troika so lange warten will. Weil fürchtet sogar, nicht zu Unrecht, dass eine noch längere Unentschlossenheit an der Parteispitze am Ende auch ihn wichtige Stimmen kosten könnte. Aus dem Rückenwind würde dann Gegenwind für die Bundes-SPD werden.

Warum der schöne Plan nicht aufgegangen ist? Gern wird in der SPD-Zentrale argumentiert, übelmeinende Medien würden die SPD-Troika unter Druck setzen. Doch das stimmt nur zum Teil. Natürlich spürt die Öffentlichkeit, wie sich die drei machtbewussten Troikisten belauern und jede Geste ausdeuten. Da will man nun auch wissen, wie das Spiel ausgeht und nicht auf nächstes Jahr vertröstet werden. Ende November werden die wichtigsten Inhalte für 2013 feststehen. Dann sollte auch feststehen, wer sie vertritt.

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