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Meinung: „Ständig sind alle beleidigt …

… das hasse ich am deutschen Film.“ Ebenso hasst Bernd Eichinger den „Entschuldigungskomplex“ seiner Branche, „eine grausige Political Correctness, die mich ankotzt“.

… das hasse ich am deutschen Film.“

Ebenso hasst Bernd Eichinger den „Entschuldigungskomplex“ seiner Branche, „eine grausige Political Correctness, die mich ankotzt“. Das ist das Schöne am 55-jährigen Erfolgsproduzenten von „Der Untergang“, am bayerischen Berserker Eichinger: seine Ehrlichkeit. Da kämpft einer mit offenem Visier, sagt zum Beispiel, dass Hitler, dieses absolute Barbarentum, ihn auch fasziniere. Und münzt seine Wut, seine Obsessionen in Arbeitswut um. Eichingers Markenzeichen sind Jeans und Turnschuhe: bloß keine Krawatte.

Dass in seinem Münchner Büro – in Los Angeles hat er noch eins – James Dean über einem Napoleon- Filmplakat hängt, passt auch: Eichingers Leidenschaft gilt gleichermaßen dem Kino und der Geschichte. Untergehende Weltreiche, Herrscher, die stürzen – von diesem Thema ist er besessen. Über die letzten Tage des Hitlerreichs weiß in Deutschland vermutlich nur Joachim Fest mehr.

Bernd Eichinger, 1949 in Neuburg an der Donau geboren, gründetete nach dem Regiestudium an der Münchner HFF eine eigene Produktionsfirma, bevor er, 29 Jahre jung, Chef der Filmfirma Constantin wurde. Eine polternde Kämpfernatur, einer, der so manisch arbeitet wie hemmungslos feiert (der Produzent in Helmut Dietls Branchenfarce „Rossini“ ist ihm vom Maul abgeschaut) und mit großen Schauspielerinnen liiert war, mit Hannelore Elsner, Barbara Rudnik und zuletzt Corinna Harfouch. Ein verdammt kluger Bauchmensch, ein leidenschaftlich Getriebener mit Selbstbewusstsein – und Hingabe. Wenn er redet, verstolpert er seine Sätze, nachdenklich und atemlos. Denn er beherrscht zugleich die Kunst der Aufmerksamkeit, mischt sich nicht nur vehement ein, beim Drehbuch wie im Schneideraum, sondern hört hin, hört zu.

Der Tycoon als Teamworker: Vielleicht liegt es daran, dass sein sicheres Gespür für populäre Stoffe („Christiane F.“, „Der Name der Rose“, demnächst „Das Parfum“) nicht selten zum großen Kassenerfolg führte. Bloß seine eigenen Regieversuche „Das Mädchen Rosemarie“ und „Der große Bagarozy“ reüssierten nicht so recht.

Produzenten sind gemeinhin Finanzexperten. Eichinger nicht. Das Geld interessiert ihn weniger als das Publikumskino, dem er sich verschrieben hat. In diesen Tagen wird über ihn gespöttelt, Eichinger sei nicht zu sprechen, weil er im Bunker abgetaucht sei. Sein Motto: selbstständig denken. Den „Untergang“, der am Donnerstag ins Kino kommt, nennt er ein „emotionales Schlachtfeld“. Nächstes Jahr debütiert er als Opernregisseur, mit Wagners „Parsifal“ an der Staatsoper Berlin. Parsifal? Siegfried wäre passender.

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