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Stuttgart 21: Peter Ramsauer: Zwischen unterdrücktem Zorn und Arroganz

Peter Ramsauer ist ein Meister des Spiels über Bande. Trotzdem kann er jetzt schlecht abtauchen, wenn sein eigenes Ministerium die Pläne zu "Stuttgart 21" in Frage stellt.

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer hat, wie die meisten CSU-Leute, das Spiel über die Bande und die Kunst der Indiskretion mit der politischen Muttermilch aufgenommen. Immerhin kam er schon mit 18 zur Jungen Union, und jetzt ist er 57, da hat der Mann also lange gelernt. Wenn im Zusammenhang mit dem Berliner Noch-nicht-Flughafen BER für die SPD unangenehme Interna an die Öffentlichkeit kamen, wurde sein Haus oft als potenzielle Quelle genannt, ohne dass dies je mit der nötigen Empörung überzeugend dementiert worden wäre.

Aber nun flatterte, im Zusammenhang mit dem unterirdischen Noch-nicht-Bahnhof in Stuttgart, ein Papier aus seinem Ministerium auf den Redaktionstisch der „Stuttgarter Zeitung“, das ihn gewaltig geärgert hat – von dieser Durchstecherei wusste er offensichtlich nichts. So etwas hasst er. In der Arbeitsunterlage wurde über den Ausstieg des Bundes aus dem Projekt S 21 sinniert, aus Kostengründen vor allem. „Es handelt sich hier um Einzelmeinungen von der untersten Ebene meines Ministeriums“, sagte Ramsauer im ZDF in einer entlarvenden Mischung aus unterdrücktem Zorn und Arroganz.

Nun stellt man sich diese „unterste Ebene“ vor. War es die Kaltmamsell aus der Kantine, bei einer Zigarettenpause mit dem Hilfsportier, die das ausgeheckt hat? Blöd ist halt, dass Ramsauer, Zar Peter, wie ihn sein oberster Chef Horst Seehofer nennt, damit zu erkennen gab, dass er das Papier sehr wohl kannte. So ganz aberwitzig ist die Schlussfolgerung ja auch nicht. Er hat es lange geschafft, das Berliner BER-Debakel den beiden Sozialdemokraten Wowereit und Platzeck anzuklatschen, so, als habe sein Haus keinen Vertreter in den Aufsichtsrat entsandt. Für S 21 aber hat sich nicht nur der Minister, für die Untertunnelung von Bahn und Bahnhof hat sich auch die Bundeskanzlerin starkgemacht, als sie noch hoffte, ihre CDU könne die Landtagswahl in Baden-Württemberg gewinnen. Da kann man schlecht abtauchen.

Südwest ist nun perdu, aber Kostenkosmetik und irrige Zeitvorgaben haben ihren Ursprung ja wohl doch in einer Zeit, in der die Ministerpräsidenten dort Mappus, Oettinger und Teufel hießen. Und das alles wenige Monate vor der Bundestagswahl. Da sei es „unsere Pflicht, im Aufsichtsrat alle Fragen zu stellen, auch kritische“, sagt er jetzt dem „Handelsblatt“. Lagen die Kaltmamsell und der Hilfsportier wohl doch nicht so falsch. Nur strategisch, da hätte es halt anders laufen sollen.

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