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SWR-Intendant Peter Boudgoust: "Straußwalzer furzen ist kein Talent"

Die Fernsehprogramme von ARD und ZDF finden beim jungen Publikum nicht statt. SWR-Intendant Peter Boudgoust macht sich deshalb stark für einen gemeinsamen Jugendkanal der öffentlich-rechtlichen Sender.

Vielleicht wird aus dem großen Verwalter jetzt der große Kämpfer. Eine satte Mehrheit für seine Ziele hat Peter Boudgoust, am Freitag ist er mit 66 von 72 Stimmen von den Gremien des Südwestrundfunks (SWR) als Intendant bestätigt worden. Gleich bläst er zur Attacke: „Wir können nicht eine ganze Alterskohorte dem Trash-TV und den Krawallshows der Privaten überlassen.“ Es habe nichts mit Talent zu tun, einen Straußwalzer zu furzen.

Die Fernsehprogramme von ARD und ZDF finden beim jungen Publikum nicht statt. Boudgoust macht sich deshalb stark für einen gemeinsamen Jugendkanal der beiden öffentlich-rechtlichen Sender. Warum soll bei einem Jugendkanal nicht gelingen, was beim Kinderkanal gelungen ist? Bisher sind alle Anläufe dafür schmählich gescheitert. Boudgoust will es vormachen, wie es klappen könnte: In Hörfunk, Fernsehen und Internet des SWR sei ein Entwicklungslabor für Jugend-Formate aufgebaut worden.

Der 56-jährige Viernheimer kennt seinen Sender, die ARD, das öffentlich-rechtliche System aus dem Eff-Eff, die Mechanismen und Blockadetechniken sowieso. Mit der Jugendoffensive könnte der SWR neues Profil gewinnen. Wo sich WDR und NDR um den tollsten Talk streiten und die Nachrichten aus Hamburg kommen, wirkt die zweitgrößte ARD-Anstalt stets zurückhaltend; provinziell wäre die unfreundliche Bezeichnung.

Das gilt auch für den Intendanten. Er ist ein Pragmatiker, von überlegter Art, für einen öffentlich–rechtlichen Senderchef erschreckend uneitel – Boudgoust drängt nicht ins Programm. 1995 kam er als Finanzdirektor und Justiziar zum Süddeutschen Rundfunk, als SDR und Südwestfunk zum SWR fusionierten, wurde er Verwaltungsdirektor, 2007 Intendant.

In der Zweiländeranstalt für Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz herrscht immer Argwohn, welche Hälfte, welches Land, welche der 3800 festen Mitarbeiter bevorzugt würden. Der SWR mit Intendanz, mit Hörfunk und Fernsehen in Baden-Baden, Landessendedirektionen in Mainz und Stuttgart, zahlreichen Standorten und Studios ist eine Verwaltung mit angeschlossenem Sendebetrieb. Da will Boudgoust jetzt ran, er will den Zwang zum Sparen verbinden mit dem Aufbruch in kleinere, schlagkräftige Einheiten. Der SWR ist nicht arm, aber er macht sich arm. Boudgoust möchte das Geld ins Programm bringen. Nicht als Furzshow – als Premium-Partner des Publikums.

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