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Telefonstreiche: Prinzip Schadenfreude

Sie waren Helden. Mel Greig und Michael Christian, Moderatoren des australischen Radiosenders 2DayFM, hatten sich als Queen Elizabeth II.

Sie waren Helden. Mel Greig und Michael Christian, Moderatoren des australischen Radiosenders 2DayFM, hatten sich als Queen Elizabeth II. und Prinz Charles ausgegeben und in der Londoner Klinik angerufen, in der die schwangere britische Herzogin Kate behandelt wurde. Der Scherzanruf funktionierte famos, alle Welt lachte. Jetzt nicht mehr, jetzt ist alle Welt empört. Die Klinikarbeiterin, die den Anruf durchstellte, ist tot. Medien spekulieren über Selbstmord. Die Moderatoren bereuen zutiefst, ihre Sendung wurde eingestellt, aber die Schwester ist immer noch tot. Radio und Fernsehen pflegen seit jeher das Prinzip Schadenfreude. Ist es nicht zu komisch, wenn Prominente bei „Verstehen Sie Spaß?“ hinters Licht geführt werden oder eine angebliche Kanzlerin Angela Merkel am „Angie-Phone“ unschuldige Bürger überfällt? Der Spott über den einen ist der Spaß des anderen. Und jetzt? Schadenfreude prinzipiell verbieten? Es gibt da einen anderen Weg. Die Sender müssen bei den Beteiligten, bei den Reingelegten nachfragen, ob sie mit der Ausstrahlung einverstanden sind, selbst auf die Gefahr hin, dass dann die besten Streiche im Archiv landen. Vier Lachanfälle und ein Todesfall, da stimmt die Relation nicht. jbh

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