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Wladimir Putin besucht ein verletztes Opfer der Terroranschläge von Wolgograd.

© dpa

Terror in Russland: Von Wolgograd nach Sotschi

Am Neujahrstag besuchte Russlands Präsident Wladimir Putin Überlebende der Terroranschläge in Wolgograd. Symbolische Bilder, martialische Worte – nach diesem Muster hat Putin schon oft zu zeigen versucht, dass er alles unter Kontrolle hat.

Es war eine sorgfältige Inszenierung: Am Neujahrstag besuchte Russlands Präsident Wladimir Putin Überlebende der Terroranschläge in Wolgograd. Im weißen Kittel und in der Pose eines Arztes, der sich um seine Patienten kümmert, stand er am Krankenbett. Zuvor hatte Putin in seiner Neujahrsansprache die „völlige Vernichtung“ der Terroristen angekündigt. Symbolische Bilder, martialische Worte – nach diesem Muster hat Putin schon oft zu zeigen versucht, dass er alles unter Kontrolle hat.

Das wäre auch gerade jetzt dringend nötig, denn in fünf Wochen beginnen die Olympischen Winterspiele in Sotschi. Sie werden nicht nur die teuersten in der Geschichte sein, sondern wohl auch die mit den härtesten Sicherheitsvorkehrungen. Die ganze Region wird weiträumig abgeriegelt, unzählige Sicherheitskräfte aus dem ganzen Land werden in die Olympiastadt beordert, und der Geheimdienst FSB darf sogar die gesamte Mobilfunk- und Internetkommunikation in Sotschi und dem Umland überwachen und abhören.

Doch die Anschläge in Wolgograd haben auf entsetzliche Weise gezeigt, dass der Terror letztlich nicht verhindert werden kann, dass die Täter gar nicht erst versuchen müssen, ins streng gesicherte Sotschi zu gelangen, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Mit Wolgograd haben sie zum wiederholten Male einen Verkehrsknotenpunkt im Süden Russlands als Ziel gewählt. Ein Selbstmordattentäter, der einen Bus, einen Bahnhof oder eine U-Bahn in die Luft sprengen will, lässt sich kaum stoppen.

Der jüngste Terrorakt lenkt zudem wieder den Blick auf eine in der westlichen Öffentlichkeit fast vergessene Region, den Nordkaukasus. In der Teilrepublik Dagestan kommt es fast täglich zu Anschlägen und zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Separatisten und Sicherheitskräften. Der Konflikt im Nordkaukasus schwelt schon seit vielen Jahren. Bereits im Jahr 1999 versprach Putin, die Terroristen überall „kaltzumachen“, notfalls auch auf der Toilette. Sieben Jahre später kündigte er an, sie „wie Ratten zu vernichten“. Vor diesem Hintergrund wirkt auch die jüngste Äußerung Putins nur wie ein hilfloses Säbelrasseln.

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