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Thilo Sarrazin: Allerletzte Worte

Finanzsenator Sarrazin malt vor seinem Wechsel zur Bundesbank ein Horrorbild schrecklicher Kinder und Jugendlicher, die das Berliner Bildungssystem überschwemmen. Er überzeichnet bittere Wahrheiten, die des Nachdenkens wert sind.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Sein Abschiedsgeschenk für Berlin ist ein düsteres Gemälde von einer Gesellschaft im Niedergang. Mit Kitas und Schulen im Klammergriff kinderreicher Hartz-IV-Familien, großenteils nichtdeutscher Herkunft. Finanzsenator Thilo Sarrazin malt, bevor er zur feinen Bundesbank wechselt, ein Horrorbild schrecklicher Kinder und Jugendlicher, die das Berliner Bildungssystem überschwemmen – der deutschen Sprache kaum mächtig, dick, faul und mit schlechten Zähnen. Unterstützt von Eltern, die den Tag mit staatlicher Hilfe auf der Couch verdämmern oder, wenn es ganz schlimm kommt, gemeinsam mit ihrer Brut die Erzieher und Lehrer terrorisieren. Ein teilweise unfähiges und verbrauchtes Erziehungspersonal, das nicht mehr willens und in der Lage ist, energisch gegenzuhalten. Ach, es ist wie immer bei Sarrazin: Er überzeichnet bittere Wahrheiten, die des Nachdenkens wert sind, zur Karikatur. Und er will für die Lösung der von ihm benannten Probleme kein Geld zur Verfügung stellen. Beides macht diesen knarzigen Quertreiber angreifbar, er beraubt sich selbst der Wirkung seiner eisgekühlten Analysen, weil sie in moralischer Empörung untergehen. Schade.

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