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Verteidigungsminister in Bedrängnis: Wie der "Spiegel" meldet, wusste de Maizières enger Vertrauter, der Staatssekretär Stéphane Beemelmans schon im Februar 2012 von "nicht abschätzbaren technischen, zeitlichen und finanziellen Risiken" beim Euro-Hawk-Projekt.

© dpa

Thomas de Maizière: Ein Preuße in der Klemme

Wenn der Verteidigungsminister am Mittwoch vor die Bundestagsabgeordneten tritt, werden die Details des Euro-Hawk-Debakels niemanden mehr interessieren. Es wird nur noch um die Frage gehen: Wer trägt die Verantwortung?

Von Robert Birnbaum

Kann Thomas de Maizière Wunder wirken? Nicht viel weniger als das müsste der Verteidigungsminister vollbringen, wollte er aus der „Euro Hawk“-Affäre ohne nachhaltigen Schaden hervorgehen. Denn wenn er am Mittwoch den zuständigen Abgeordneten des Bundestages im Detail berichtet, wie es dazu kam, dass der amerikanische Spähfalke am deutschen Ingenieur-Tüv scheiterte, dann wird sich für diese Details niemand mehr so richtig interessieren. Die einzig interessierende Frage wird lauten: Wer muss für den Schlamassel zahlen, und zwar politisch?

Dass es ein Schlamassel, wenn nicht Schlimmeres ist – diese Lesart hat sich in den drei Wochen de Maizière’schen Schweigens derart durchgesetzt, dass sie kaum mehr aus den Köpfen zu tilgen sein wird. Dass im aufbrandenden Wahlkampf auf unparteiische Sachlichkeit ohnehin kaum noch jemand Wert legt, kommt als Spezialpech dazu. De Maizière ist als langjähriger Vertrauter Angela Merkels und allzweckfähiger Ersatzkanzler eine zu fette Beute, als dass er auch nur auf Fairness hoffen kann.

Die spannende Frage wird also sein, wie der Minister politisch und für sich selbst mit dem Fall umgeht. Sein Vorgänger pflegte, wenn er in die Defensive zu geraten drohte, vom Kapitän zur See bis zum Staatssekretär alle zu feuern, die als Ersatzschuldige infrage kamen. De Maizière hat vor kurzem seine politische Lebensgeschichte unter dem ehrlich gemeinten Titel „Damit der Staat dem Menschen dient“ erzählt. Die adelige Sitte, die Bauern zu verheizen, um selbst dem Schlachtgetümmel ungeschoren zu entkommen, passt nicht zu ihm. Erschwerend hinzu kommt sein Ruf als überkorrekter Verwalter. Einem Leichtfüßigen wie dem KT zu Guttenberg hat das Publikum nachgesehen, dass er vielleicht nicht alles in seinem Molochministerium überschaut hat. Der Preuße de Maizière kann auf Verständnis kaum hoffen.

Viel Spielraum bleibt ihm also nicht. Dass die Skandalgeschichte von der Multimillionenpleite mit Ansage, die jetzt seit Wochen überall erzählt wird, bloß eine grobe Missdeutung eines eigentlich ganz korrekten Vorgangs gewesen wäre – das käme schon in sich einem Wunder gleich. Vollends Zauberei wäre vonnöten, in der aufgeheizten Atmosphäre irgendjemanden davon auch noch zu überzeugen.

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