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Meinung: Trittins verbaler Tiefschlag: Zwei Missgriffe

Umweltminister Jürgen Trittin hat daneben gelangt. Das kann vorkommen, sollte es aber nicht.

Von Robert Birnbaum

Umweltminister Jürgen Trittin hat daneben gelangt. Das kann vorkommen, sollte es aber nicht. Sein Opfer, CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer, hat bekanntlich auch schon daneben gelangt. Aber so unappetitlich Meyers Fahndungsfoto-Plakat des Kanzlers war, so wenig Klugheit hinter Meyers Versuch steckte, die rechtsextreme Erkennungsmelodie "Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein" zu entgiften und für die demokratische Rechte zurückzugewinnen - die "Mentalität eines Skinheads" hat der CDU-Generalsekretär deshalb noch lange nicht. Statt den unhaltbaren Vergleich sofort zurückzunehmen, hat Jürgen Trittin ihn auch noch zu verteidigen versucht. Es hat massiver Interventionen aus dem eigenen Lager bedurft, bis er dann den taktischen Rückzug antrat. Daraus lässt sich nur schließen: Der Missgriff war gar kein Missgriff, sondern Vorsatz. Damit hat Trittin klar die Grenze dessen überschritten, was zwischen Demokraten hinnehmbar ist. Dass die Union seinen Hinauswurf aus der Regierung verlangt, ist Parteitaktik. Aber es ist nicht so ganz und gar unbillig, wie es die Verteidiger des Grünen jetzt darzustellen versuchen. Der Bundesumweltminister kann von Glück sagen, dass in zwei Wochen zwei wichtige Landtagswahlen anstehen. Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt für einen Bundeskanzler, einem Minister den Laufpass zu geben. Aber Jürgen Trittin ist für Schröder nicht mehr so wichtig als Integrationsfigur der Linken bei den Grünen, wie er das lange Zeit war. Für die Grünen selbst übrigens auch nicht. Das könnte also ein Missgriff mit personalpolitischen Spätfolgen werden.

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