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Tschechischer Wirtschaftsboss Roman: "Was sicher ist, wissen nur Atom-Experten"

Tschechien ist inzwischen zu einer der letzten Atom-Bastionen in Europa geworden. Martin Roman, Vorstandschef des Energiekonzerns CEZ, gilt als knallharter Manager und unnachgiebiger Verhandler.

Wenn er in tschechischen Business-Kreisen auftaucht, ist ihm die Aufmerksamkeit sicher: Martin Roman gilt als einflussreichster Wirtschaftsboss des Landes; er ist Vorstandschef des Energiekonzerns CEZ, des größten tschechischen Unternehmens neben dem Autohersteller Skoda. Jetzt könnte Martin Roman zum größten europäischen Profiteur werden, wenn überall in der EU die Atomreaktoren infrage gestellt werden.

Seine Firma CEZ war schon vor der Katastrophe in Fukushima ein eifriger Strom-Exporteur; der Gewinn seines Konzerns sollte nach der ursprünglichen Planung in diesem Jahr bei 40,1 Milliarden Kronen liegen, umgerechnet etwa 1,63 Milliarden Euro. Bald dürfte er weiter steigen, weil die Strompreise auf den europäischen Handelsplätzen deutlich angezogen haben. „Wenn es zu einem Einbruch in der deutschen Herstellung kommt, werden die Deutschen das durch Import kompensieren müssen“, sagte er in seinem ersten Interview seit der Japan-Katastrophe. „Natürlich wird ein Teil dieses Ausfalls mit dem Import aus Tschechien ersetzt.“ Im Klartext: Seine Firma profitiert gleich doppelt – von den steigenden Strompreisen einerseits und der steigenden Nachfrage andererseits.

Tschechien ist inzwischen zu einer der letzten Atom-Bastionen in Europa geworden. Die Regierung hat unlängst sogar die Pläne bekräftigt, das umstrittene Kraftwerk Temelin nahe der Grenze zu Österreich und Deutschland um einen zusätzlichen Reaktorblock auszubauen. Und der 41-jährige Roman hat eine rasante Karriere hinter sich: Nach dem Jura-Studium begann er seine Management-Karriere, er arbeitete in der Backwarenbranche sowie im Anlagen- und Maschinenbau, bis er 2004 an die Spitze des großen Energiekonzerns aufrückte. Damals war er gerade einmal 35 Jahre alt.

Manchmal wirkt Roman noch heute jungenhaft; in der Branche indes gilt er als knallharter Manager und unnachgiebiger Verhandler. Die Ergebnisse scheinen ihm recht zu geben: Der Aktienkurs von CEZ hat sich seit seinem Amtsantritt verneunfacht, und seine Expansionspläne in den anderen mittelosteuropäischen Staaten tragen allmählich die ersten Früchte.

In den tschechischen Medien taucht Roman indes fast ebenso häufig in den Gesellschaftsspalten auf wie in der Wirtschaftsberichterstattung: Denn er sucht – und findet – die Nähe von Spitzenpolitikern aus der Prager Regierung, heißt es.

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