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Türkei und Israel: Bruch der Brücke

Die Türken sind die neuen Helden – jedenfalls für die Araber. Seit dem blutigen Angriff auf die Hilfsflotille für Gaza zu Beginn der Woche und der harten Reaktion der Führung in Ankara sind türkische Flaggen und Poster mit Premier Recep Tayyip Erdogan hoch im Kurs unter den Demonstranten in den nahöstlichen Hauptstädten.

Denn anders als die türkische Führung haben die eigenen Regierungen aus Sicht der aufgebrachten Menschen auch diesmal wieder nichts zu bieten außer stereotype Aufgeregtheiten und leere Gesten. Ankara dagegen gewinnt im Nahen und Mittleren Osten immer mehr an Gewicht – auch weil seine Kritik sich von Israel nicht mit dem üblichen Hinweis auf die feindselige Gesinnung in der Region abtun lässt. Die Türkei war das erste muslimische Land, das mit Israel diplomatische Beziehungen aufnahm. Zehntausende Israelis machen hier jedes Jahr Urlaub. Beide Armeen kooperierten über Jahrzehnte eng miteinander. Und die Wurzeln osmanisch-jüdischer Verständigung reichen zurück bis ins 15. Jahrhundert. Damals nahm das Osmanische Reiche von der christlichen Reconquista in Spanien vertriebene Juden auf, genauso wie 450 Jahre später jüdische Verfolgte des Dritten Reiches. Für Israel war die Türkei eine unersetzliche Brücke in die islamische Welt. Seit den Schüssen von letztem Montag nun droht sie einzustürzen.

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