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Meinung: Und ab geht die Postbank

Die Deutsche Bank schweigt und heizt Übernahmegerüchte an

Der eigentlich für den 21. Juni vorgesehene Börsengang der Postbank wird zum Verwirrspiel – und mitten drin steckt die Deutsche Bank. Bringt sie nur die Postbank an die Börse, oder greift sie selbst zu und kauft den Konkurrenten? In der Zentrale der Deutschen Bank hüllt man sich in Schweigen und nährt damit Gerüchte, nunmehr sei es in der Führung der Bank zum Streit über das weitere Vorgehen gekommen. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, so wird kolportiert, wolle sich nicht mit Kleinvieh wie der Postbank abgeben, sondern strebe den ganz großen Deal an. Den gebürtigen Schweizer und Investmentbanker aus Überzeugung verbinde nichts mit dem Standort Deutschland. Auf der anderen Seite stehe Rolf E. Breuer, Aufsichtsratschef und Vorgänger Ackermanns, der sich Sorgen um die deutsche Wirtschaft mache und ein großes „deutsches“ Institut wünsche. So klingt es aus der Gerüchteküche.

Tatsächlich hat die Deutsche Bank wie alle anderen deutschen Großbanken den kleinen Kunden wiederentdeckt. Nachdem man jahrelang meinte, das große Geld liege auf den internationalen Märkten und der einheimische Sparer verursache in erster Linie Kosten, hat man eine Kehrtwende vollzogen. Ackermann hat bereits vor Jahresfrist betont, dass seine Bank nur aus einem starken Heimatmarkt heraus agieren könne, und er hat immer wieder die Bedeutung des Privatkundengeschäfts für sein Institut hervorgehoben.

Dagegen missglückte unter der Verantwortung Breuers der Versuch, für das Privatkundengeschäft die Deutsche Bank 24 aufzubauen. Nach dieser Erfahrung und angesichts von zwölf Millionen Postbank-Kunden dürften beide schnell an einem Strang ziehen. Zumal ein Kauf der Postbank einen Megadeal von Ackermann nicht ausschlösse.

Doch die Situation ist heikel. Denn die Deutsche Bank darf ein Interesse öffentlich gar nicht anmelden. Als Mitglied im Bankenkonsortium, das die Postbank an die Börse bringen soll, verfügt sie über mehr Informationen als so mancher andere Interessent. Dies würde ihr bei einem Kauf vorgehalten. Aus dem Konsortium zurückziehen kann die Deutsche Bank sich auch nicht. Dies hätte für das weltweite Investmentbanking des Instituts verheerende Folgen.

Noch etwas wird Ackermann von einer Übernahme abhalten: Sie macht nur Sinn, wenn die Deutsche Bank die Mehrheit und damit das Sagen bekommen kann. Solange die Post dabei bleibt, 50 Prozent plus eine Aktie zu behalten, wird es nicht zu einem Einstieg kommen.

Daniel Rhee-Piening

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