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Meinung: Ungelenkt

Russlands Medien sind wieder auf Linie. Im Frühjahr brachte der staatsnahe Energie-Riese Gasprom den unabhängigen TV-Sender NTW unter seine Kontrolle, jetzt riss ein Tochterunternehmen des staatlichen Ölkonzerns LukOil TV-6 an sich; dorthin war das das Gros der Putin-kritischen NTW-Journalisten nach der feindlichen Übernahme gewechselt.

Russlands Medien sind wieder auf Linie. Im Frühjahr brachte der staatsnahe Energie-Riese Gasprom den unabhängigen TV-Sender NTW unter seine Kontrolle, jetzt riss ein Tochterunternehmen des staatlichen Ölkonzerns LukOil TV-6 an sich; dorthin war das das Gros der Putin-kritischen NTW-Journalisten nach der feindlichen Übernahme gewechselt. In beiden Fällen mussten fadenscheinige wirtschaftsrechtliche Vorwände für eindeutig politische Ziele herhalten. Präsident Putin hatte den Russen bei der Amtseinführung gelenkte Demokratie versprochen. Und die kommt ganz gut ohne ungelenkte Berichterstatter aus, die das Tun der Machthaber kritisch begleiten und hinterfragen. Durchsetzen lässt sich diese russische Form der Demokratie umso leichter, wenn die gestandenen Demokratien im Westen aus Rücksicht auf die internationale Allianz gegen den Terror bereit sind, Moskaus Politik differenzierter zu betrachten - den Tschetschenienkrieg ebenso wie den Umgang mit missliebigen Medien. Im Bundestag erntete Wladimir Putin standing ovations. Ganz gewiss auch, weil er seine Rede auf deutsch hielt. Aber eine gemeinsame Sprache garantiert nicht automatisch Kreditwürdigkeit. Deutsch sprach auch Lenin. Schon damals hat das der Freiheit der russischen Medien herzlich wenig genützt.

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