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Meinung: Unten der Zauberer

Wer den Drachen reiten will, hat einmal einer über die Chinapolitik des Westens gesagt, muss verdammt sattelfest sein. Deutsche Politik ist das oft nicht gewesen.

Wer den Drachen reiten will, hat einmal einer über die Chinapolitik des Westens gesagt, muss verdammt sattelfest sein. Deutsche Politik ist das oft nicht gewesen. Die kuriosen Verrenkungen früherer Regierung – von Klaus Kinkel, der den Schal des Dalai Lama wegstößt, bis zu Helmut Kohl auf dem Kasernenhof der Volksarmee – sind noch gut in Erinnerung. Man soll da im Nachhinein nichts verklären. Aber die amtierende Regierung hat der Akrobatik schon eine neue Dimension hinzugefügt. Der Kanzler schwingt sein Spruchband „Das EUWaffenembargo gegen China muss weg“ ganz alleine in der Zirkuskuppel, unter Buhrufen der Opposition und der Grünen sowie peinlich verdruckstem Kopfschütteln der eigenen Gefolgschaft. In der Manege vollführt derweil der Zauberer Fischer das Kunststück der zersägten Jungfrau. Nur mit der Abwandlung, dass er sich selbst zersägt in den Herrn Bundesaußenminister, der pflichtschuldigst nach Wegen sucht, in der EU einen Konsens zur Aufhebung des Embargos herzustellen, und den Joschka, dem es ganz recht ist, dass der Herr Außenminister die Wege nicht so einfach findet. Was für ein Zirkus! Eine überzeugende Chinapolitik wird daraus nicht, eine Politik, die auf die Führung in Peking irgendeinen Eindruck macht, auch nicht – außer dem, den sie dort vermutlich für den Umgang mit unsereinem sowieso haben: Prinzipienreiter, die sofort abspringen, wenn man sie mit Kontrakten lockt.bib

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