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US-Regierung vs. Wikileaks: Und nun Twitter

Um gegen die Enthüllungsplattform Wikileaks zu ermitteln, soll Twitter sensible Daten bestimmter Nutzer, wie etwa Julian Assange, herausrücken. Das Protestgeschrei ist groß - und sinnlos.

Von Caroline Fetscher

Da draußen gibt es einen neuen Ozean. Einen virtuellen. Einen Ozean an Daten. Soziale Netzwerke wie Facebook, Suchmaschinen wie Google und Kurznachrichtendienste wie Twitter verfügen über mehr private Bürgerdaten als je zuvor noch die totalitärste Regierung. Von den munteren Nutzern im Ozean aber ist zu hören, das Ganze sei fun, cool, hip, kommunikativ: Wir wollen doch nur spielen, flirten, Infos austauschen. Wie Krill im wirklichen Meer treiben die Daten zu Abermillionen umher. Als Spielverderber will nun die US-Justizbehörde in diesem Ozean auf Fang gehen. Um gegen die Enthüllungsplattform Wikileaks zu ermitteln, sollen Twitter – und eventuell auch Facebook und Google – sensible Daten bestimmter Nutzer, wie etwa Julian Assange, herausrücken. Groß ist das Protestgeschrei bei Datenschützern und Menschenrechtlern. Doch es ist nicht das erste Mal, dass Behörden bei der Strafverfolgung die Datenriesen im Visier haben, die Blauwale im Cyber-Ozean, die all den Krill aufsaugen und verwerten. Jammern nutzt da nicht viel. Über kurz oder lang werden sich private, staatliche und kommerzielle Krilljäger hier ohnehin bedienen, dazu ist der Ozean zu unübersichtlich. Und technisch ist so etwas ohnehin längst möglich, der Chaos Computer Club und andere machen oft genug darauf aufmerksam, wie leicht sich Cyberdaten knacken lassen. Wer wirklich will, dass seine privaten Daten gut geschützt und diskret verwahrt sind, der wird tradierte Kulturtechniken neu beleben – Gespräche im Café oder Briefe per Post. Es heißt sogar, dass man dabei anderen viel näher kommt als im Cyberspace.

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