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US-Wahlkampf: Neues aus der Archäologie

Der amerikanische Präsidentschaftskandidat Ben Carson hat sich geäußert. So, wie das republikanische Präsidentschaftskandidaten derzeit tun. Unser Kolumnist Helmut Schümann freut sich über neue archäologische Erkenntnisse.

Gott ja, er sei im folgenden Zusammenhang auch mal namentlich erwähnt, Gott ja, wir alle kennen die Legende von den sieben fetten Jahren. Die meisten kennen mehr die kargen Jahre und warten immer noch auf die biblische Prophezeiung, dass auf sieben schlimme Jahre sieben erfolgreiche folgen. Aber so steht es nun mal geschrieben, und wer glaubt, wird selig. Ben Carson glaubt. Er ist streng katholisch, er ist Republikaner, als solcher Präsidentschaftskandidat und den jüngsten Umfragen zufolge aussichtsreicher als Donald Trump. Der ist zuletzt mit nicht so sonderlich intelligenten Aussagen aufgefallen, unter anderem mit der, dass er alle flüchtigen Syrier sofort nach seiner Wahl nach Syrien zurückjagen werde, weil die flüchtigen Syrier allesamt potenzielle IS-Kämpfer seien, vor denen sie aber eigentlich gerade geflohen sind. Belassen wir Trump in seinem Glauben. Bedeutsamer ist, dass es so manche Amerikaner gibt, die sich in der erweiterten afrikanischen Region besonders gut auskennen. Trump in Syrien, George W. Bush in ganz Afrika, diesem „sehr schönem Land“, und Ben Carson in Ägypten.

Dieser Ben Carson hat sich jetzt zu den berühmten Pyramiden von Gizeh geäußert. Warum jetzt, mitten im Wahlkampf, wird sein Geheimnis bleiben. Vielleicht will er mit Gottes Hilfe Stimmen sammeln.

Ben Carson hat dieser Tage seine alte These bestätigt, dass diese Pyramiden, entgegen allen archäologischen Erkenntnissen, gar keine Königsgräber waren, sondern Kornspeicher. In denen hat Josef, der von seinen eifersüchtigen Brüdern in die ägyptische Sklaverei verschachert wurde, in den fetten Jahren Getreide angesammelt. Potzblitz! Ben Carson weiß das aus dem Alten Testament, und das ist für seine Wahrhaftigkeit nun wirklich bekannt. Möglicherweise hat ihn auch Indiana Jones bestärkt, der sich in den Pyramiden auch schon umgeschaut hat. Ben Carson wird mit seiner steilen These gewiss Millionen alttestamentarische Wähler gewinnen. Und wenn ihn das vor Donald Trump in Front bringt, kann das der Welt nur von Vorteil sein. Noch besser wäre es für diese Welt natürlich, wenn weder Trump noch Carson mit ihren kruden Gedanken ins Amt des amerikanischen Präsidenten kämen. Diese Welt hat nämlich, großer Gott, derzeit ganz andere Sorgen. Zum Beispiel alttestamentarische: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Das Neue Testament hat dieses Postulat längst dementiert. Aber woher sollen Carson und Trump das wissen?

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