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Dollar oder Euro - Wer kommt besser durch die Krise?

© Imago / Sven Simon/Imago stock

USA und Europa: Wer hat das beste Rezept gegen die Krise?

Rund um den Globus verdüstern sich die Konjunkturaussichten. Die Euro-Zone rutscht in eine Rezession. Die US-Wirtschaft aber wächst. Ein Vorbild ist Amerika deshalb jedoch noch lange nicht.

In jedem der letzten zwölf Monate kamen in den USA 80 000 bis 250 000 neue Jobs hinzu. Die Arbeitslosenrate ist noch hoch (8,2 Prozent), sinkt aber seit zwei Jahren. Offenbar gehen die USA mit diesem Teil der Krise – der Aufgabe, Wachstum zu schaffen – besser um als Europa.

Lässt sich daraus lernen? Ja. Die EU muss sich freilich auch nicht verstecken. Die Krise hat eine zweite Seite, die öffentliche Verschuldung. Alle Welt redet von der Schuldenkrise im Euro-Raum. Tatsächlich sind die Zahlen für die USA beunruhigender. Die öffentlichen Schulden betragen 16 Billionen Dollar, mehr als das Bruttoinlandsprodukt (BIP). In der EU liegen die Schulden bei 82 Prozent des BIP, in der Euro-Zone bei 87 Prozent. Europa hat begonnen, den Anstieg zu bekämpfen, nicht zuletzt auf deutschen Druck. Die USA verschulden sich weiter, liegen gleichauf mit Portugal und Irland und bewegen sich auf italienische Verhältnisse zu. Sollten sie also von Europa lernen?

In der aktuellen Krise ist Amerika besser darin, Wachstum zu schaffen – und Europa darin, die Schuldenspirale zu bekämpfen. Doch beide achten zu wenig auf die Konsequenzen. Nötig wäre eine Strategie, die Wachstum und Schuldenabbau ins Gleichgewicht bringt. Die USA machen Konjunkturpolitik, ohne sich um die Schulden zu scheren. Europa betreibt Budgetsanierung, als müsste es sich um das Wachstum nicht kümmern. In beiden Fällen wird der Preis nun beunruhigend hoch. So hoch, dass er den jeweiligen Erfolg zunichtemacht. Amerikas Wachstum ist zu sehr über neue Schulden finanziert und wird in Rezession umschlagen, sobald der Zwang zur Budgetdisziplin unausweichlich wird. Europas Schuldenkonsolidierung ist prinzipiell richtig. Wenn sie aber eine Rezession auslöst und die Steuereinnahmen einbrechen, ist kein Geld da, um die Schulden abzubauen.

Die beiden Modelle gleichen der Wahl zwischen Pest und Cholera.

In Amerika droht der Absturz zum Jahreswechsel. Dann rächt sich, dass die US-Politik die Probleme seit Jahren vor sich hergeschoben hat. Im Januar 2013 greifen die „automatischen Kürzungen“ in den Verteidigungs- und Sozialetats, auf die sich Demokraten und Republikaner im Sommer 2011 bei der letzten Erhöhung der Schuldenobergrenze geeinigt hatten – ein fauler Kompromiss, damit kein Lager seiner Klientel im Wahljahr 2012 Einsparungen zumuten musste. Parallel enden Bushs Steuererleichterungen für alle Einkommensklassen. Und es laufen die reduzierten Sätze für die Sozialabgaben aus; sie waren in der Finanzkrise herabgesetzt worden, damit die Bürger mehr Geld im Portemonnaie haben, um es auszugeben und die Konjunktur anzukurbeln. Auch dieses Geschenk wurde durch neue Schulden finanziert, da die Auszahlungen aus den Sozialkassen nicht sanken.

Wenn alle drei Änderungen 2013 greifen, wird der US-Wirtschaft Kaufkraft in Höhe von drei bis vier Prozent des BIP entzogen; das zarte Wachstum schlüge in Rezession um. Wenn der Kongress dagegen die Vergünstigungen verlängert, werden die US-Schulden weiter steigen.

Die USA und Europa tun so, als gäbe es nur Wachstum auf Pump, durch Konjunkturprogramme und Steuergeschenke. Oder Sparen in die Rezession. Das gleicht der Wahl zwischen Pest und Cholera. Höchste Zeit für intelligentere Krisenrezepte. Auch mit Reformen sowie dem Abbau von Bürokratie und Wettbewerbshindernissen kann man Wachstum schaffen. Amerika und Europa kämen besser aus der Krise – und die Weltwirtschaft mit.

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