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Vatileaks: Ein attraktive Verräterin?

Francesca Immacolata Chaouqui, eine 31-jährige Ex-Mitarbeiterin im Vatikan, soll geheime Dokumente weitergegeben haben. Ein Porträt

Weibliche Attraktivität wie die ihre – wenn er sie überhaupt zuließ – versteckte der Vatikan bisher lieber unter Nonnenschleiern. Dann aber kam Franziskus und die 31- jährige Francesca Immacolata Chaouqui wurde Teil seines Reformwirbels. Am Montag wurde die junge Frau kurzzeitig festgenommen, von Vatikan-Gendarmen auch noch – mit der Weitergabe geheimer Dokumente an Journalisten soll sie der Kirche geschadet haben. Und dieselben römischen Kurien- und Medienkreise, die diesem Papst abwechselnd einen Gehirntumor oder Ketzerei unterstellen, weil er in der Kurie aufräumen und womöglich die kirchliche Lehre verändern will, sehen es mit Genugtuung.

VIP-Empfang bei der Heiligsprechung

Die studierte Juristin Chaouqui, Tochter eines Ägypters und einer Italienerin, ist eine äußerst begabte Weberin von Beziehungsnetzen. Als PR-Beauftragte für namhafte römische Anwaltskanzleien und für sich selbst knüpfte die dem Opus Dei nahestehende Katholikin jede Menge Kontakte zwischen Politikern, Wirtschaftlern, Monsignori und Journalisten. Protegiert wurde sie von einer Adeligen, die ihrerseits im vatikanisch-römischen Klüngel bestens vernetzt war. So geriet Chaouqui auch in Kontakt mit dem spanischen Priester Lucio Vallejo Balda von der Wirtschaftsabteilung des Vatikans, und als Franziskus diesen im Juli 2013 zum Sekretär einer Kommission berief, welche die „wirtschaftlichen und administrativen Strukturen“ des Vatikans unter die Lupe nehmen sollte, handelte er sich die PR-Frau Chaouqui gleich mit ein – zur nicht geringen Verwunderung des Publikums.

Dann machten sich Vallejo Balda und Chaouqui unmöglich: Während der Messe zur Heiligsprechung der Päpste Johannes XXIII. und Johannes Paul II. im April 2014 organisierten sie einen VIP-Empfang auf einer Aussichtsterrasse über dem Petersplatz, mit Schampus und Schnittchen – und sogar Kommunionausteilung. Die junge Frau, behaupten römische Zeitungen, sei danach beim Vatikan in Ungnade gefallen; der Priester, der seine Beförderung zum Wirtschaftsstaatssekretär bereits in alle Welt posaunt hatte, ging leer aus.

Haben die beiden also – so der Verdacht – aus Rache jene Dokumente weitergereicht, die sie als Mitglieder der päpstlichen Kommission zum Studium bekamen? Chaouqui hat eine der stärksten Anwältinnen Italiens mit ihrer Verteidigung beauftragt. Sie scheint ihre Lage also für heikel zu halten – bei einer drohenden Haftstrafe von bis zu acht Jahren.

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