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Meinung: „Veränderungen wird es nicht geben“

Es ist Schnee von gestern, mit dem sich Klaus-Dieter Lehmann, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, derzeit abplagen muss, und doch zugleich ganz frischer: die Kritik des Bundesrechnungshofes an den geplanten Neubauten auf der Museumsinsel. 130 Millionen Euro ließen sich durch Verzicht auf Neues einsparen, so die Rechnungshüter – einerseits viel, andererseits nicht einmal zehn Prozent der Gesamtkosten der Insel.

Es ist Schnee von gestern, mit dem sich Klaus-Dieter Lehmann, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, derzeit abplagen muss, und doch zugleich ganz frischer: die Kritik des Bundesrechnungshofes an den geplanten Neubauten auf der Museumsinsel. 130 Millionen Euro ließen sich durch Verzicht auf Neues einsparen, so die Rechnungshüter – einerseits viel, andererseits nicht einmal zehn Prozent der Gesamtkosten der Insel. Lehmann hat sich sogleich quergelegt – und weiß sich mit dem Stiftungsrat des Preußen-Erbes einig, die den „Masterplan“ einschließlich der Neubauten seit 1999 abgesegnet hatten. Eine „Veränderung der Baupläne“ werde es nicht geben.

Nur wann was gebaut wird, das bleibt die Frage. Lehmann wird sie, so oder so, zu beantworten wissen. Er ist nicht nur bestens vernetzt, im Kulturbereich sowieso, aber auch in der großen Politik, und zudem ein Diplomat von hohen Graden. Kaum eine bedeutende Kultureinrichtung, in deren Beirat er nicht vertreten wäre, angefangen beim Präsidium des Goethe-Instituts. Das Gewicht der Preußen- Stiftung als größter deutscher Kultureinrichtung bringt es mit sich; aber dieses Gewicht allein reichte nicht, würde es Lehmann nicht immer wieder in die Waagschale werfen. Die größte diplomatische Herausforderung für den 1940 in Breslau geborenen studierten Naturwissenschaftler und Bibliothekar, den langjährigen Leiter der Deutschen Bibliothek in Frankfurt am Main und Leipzig, ist nicht einmal die Museumsinsel, bei deren Finanzierung es das übliche Auf und Ab gibt, sondern die Auseinandersetzung mit Russland über kriegsbedingt verbrachtes Kulturgut. Auch hier bleibt Lehmann Optimist, so klein die Fortschritte auch ausfallen. Er ist Pragmatiker genug, um nicht alles an der Elle hehrer Rechtsgrundsätze zu messen; damit ist Deutschland in den Verhandlungen nicht vorangekommen. Kleine Schritte wie die Öffnung der Geheimdepots für die Wissenschaftler der Staatlichen Museen, größere Schritte wie die kürzlich vereinbarte gemeinsame deutsch-russische Merowinger- Ausstellung sind es, die ihn beflügeln. Max Webers Wort vom „geduldigen Bohren dicker Bretter“ ist wie auf Lehmann gemünzt.

So hat er bislang alle Planungshemmnisse bei der Sanierung der Museumsinsel aus dem Weg geräumt, ebenso bei der Grundsanierung der Staatsbibliothek Unter den Linden. Die Rechnungshof-Attacke wird Lehmann ebenso überstehen.

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