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Verbeamtung von Lehrern: Der Wettbewerb fällt heute aus

Darf's ein wenig mehr sein? Berlin legt Junglehrern 1200 Euro im Monat drauf. Doch diese wollen auch verbeamtet werden. Das wäre fatal.

Was ist schlecht an Konkurrenz, an Wettbewerb? So können derzeit Berliner Lehrer argumentieren: Sie werden umworben, ob von Baden- Württemberg oder Hamburg, die sich gegenseitig überbieten. Rare Ware zu sein – das tut gut, nach Jahren kollektiver Geringschätzung; man muss nicht mal an den früheren Bundeskanzler Schröder und seine „faulen Säcke“ erinnern. Darf’s ein wenig mehr sein, heißt nun die Parole: Berlin legt Junglehrern 1200 Euro im Monat drauf, die Stuttgarter locken mit einer verringerten Stundenzahl und die Hamburger mit flotter Verbeamtung. Verkehrte Welt. Viele Jungakademiker, die ebenso lange studiert und Praktikumserfahrung gesammelt haben wie die Lehrer, fragen sich, ob sie aufs falsche Pferd gesetzt haben, weil sie in ihrem Beruf mit weit weniger als den jetzt in Berlin garantierten 3840 Euro im Monat beginnen müssen.

Das ist eben Wettbewerb. Aber halt – so sagen die gleichen Pädagogen: zu viel Wettbewerb bitte auch nicht. Deswegen wollen sie unbedingt verbeamtet werden. Warum sie nur dann gute Pädagogen sein und die Kinder fit machen können für eine Welt, in der jeder sich Konkurrenz und Wettbewerb stellen muss – diesen Widerspruch müssen sie den Kindern mal erklären. Es wäre fatal, wenn das Land Berlin, das seit Jahren Lehrer nicht mehr verbeamtet, nun wie Schleswig-Holstein umschwenken würde. Unterrichten ist keine hoheitliche Aufgabe und mit Pensionsansprüchen werden die finanziellen Belastungen des Landes in die Zukunft verschoben. Es nimmt Berlin auch jede Möglichkeit, unfähige Beamte loszuwerden: Zahllos sind die Erfahrungen von Eltern, die machtlos ertragen müssen, dass Rektoren eine Schule herunterwirtschaften oder unengagierte Pädagogen jeden Lernwillen der Kinder zunichte machen, geschützt durch den Beamtenstatus. Übrigens: auch an Privatschulen unterrichten hervorragende – nicht verbeamtete – Pädagogen.

Eine einheitliche Beamtenregelung ist unrealistisch. Berlin strebt aber Anfang März auf der Kultusministerkonferenz zumindest eine Obergrenze der Lehrerbesoldung an, um die für arme Bundesländer ruinöse Abwerbung abzumildern. Die Chancen stehen schlecht. Vor allem, weil wohlhabende Länder profitieren. Baden-Württemberg etwa bildet zu wenig Lehrer aus, die restlichen wirbt man im armen Berlin ab, das weit über seine eigenen Bedürfnisse hinaus ausbildet. Fairer Wettbewerb sieht anders aus. Auch wenn Lehrer das anders sehen werden.

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