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Meinung: Verbrannte Preise

Von Bodo Mrozek

Musikfans können sich freuen. Seit gestern haben die Käufer vor dem CDRegal die Wahl zwischen verschiedenen Preislagen. Die neue CD der Berliner Band 2raumwohnung zum Beispiel ist nun in drei verschiedenen Ausstattungen erhältlich: als so genannte Basicversion (rund zehn Euro), Standardversion (12,99 Euro) und Hardcore-Fans, die 16,99 Euro ausgeben möchten, lockt eine Premium-CD mit allerlei Extras. Die Staffelung gilt vorerst nur für wenige Künstler der Firma BMG.

Der Marktgigant reagiert damit auf die Krise der Musikwirtschaft, die seit Jahren Umsatzeinbrüche wegen illegaler Musikkopien beklagt. Seitdem wurde fast alles versucht: Mit Kriminalisierungskampagnen sollten Raubkopierer abgeschreckt werden. Zwar konnte der illegale Download im Netz eingedämmt werden. Allein, es half nicht viel. Brennen bleibt ein populärerer Volkssport als Falschparken.

Nun besinnt man sich auf das Naheliegendste. Lange schon hatten Kritiker die Senkung der überhöhten Preise gefordert. Obwohl eine CD in der Herstellung weit billiger ist als die alte Vinyl-Schallplatte, zogen die Preise bei den Silberscheiben kräftig an. Die Wahl zwischen dem rund 17 Euro teuren Original und einem Rohling für ein paar Cent fiel da vielen leicht. Ob sie nun vom Brenner wieder an die Ladenkasse wechseln, muss sich noch zeigen. Und zwar erst dann, wenn auch die Musik im Preis reduziert wird, die junge Käufer mit knappem Geldbeutel interessiert – und das sind weder 2raumwohnung noch Wolfgang Petry. Und auch der Handel, der um seine Gewinnspanne fürchtet, muss noch überzeugt werden: mit schwarzen Zahlen. In den Auslagen der Multi-Märkte konkurriert die CD mit Videospielen und DVDs, die mehr Gewinn pro Stück versprechen.

Der Versuch der Preissenkung, das räumt auch BMG-Geschäftsführer Rolf Gilbert ein, kommt spät. Vielleicht zu spät. Denn die Ära, in der Musik scheibchenweise verkauft wird, hat ihren Herbst längst erreicht. Eine allgemeine CD-Preissenkung könnte der Winterschlussverkauf werden.

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