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Verdienstorden für Diepgen: Es war nicht alles schlecht

Trotz aller Kritik: Eberhard Diepgen, der mit fast 16 Jahren länger als jeder andere Regierende Bürgermeister in Berlin im Amt war, steht auch dafür, nach der Wiedervereinigung die zerrissenen Stadthälften einander näher gebracht zu haben, ohne soziale Verwerfungen.

Von wegen Verdienste. Bankenskandal, ungebremste Schuldenmacherei, verschleppte Reformen, vergeigte Olympiabewerbung – für eine solche Bilanz als Berlins Regierender Bürgermeister soll Eberhard Diepgen (CDU) nun den Verdienstorden der Stadt bekommen? Mancher wird verstehen, dass aus der vernehmlich knurrenden Linkspartei vorgeschlagen wird, dann könne auch Erich Honecker geehrt werden: Auch in der DDR war nicht alles schlecht. Doch das „Prinzip Diepgen“ war eben mehr: Der Mann, der mit fast 16 Jahren hier länger als jeder andere Regierende Bürgermeister im Amt war, steht auch dafür, nach der Wiedervereinigung die zerrissenen Stadthälften einander näher gebracht zu haben, ohne soziale Verwerfungen. Der „blasse Eberhard“ hat den Krach mit den westdeutschen Ländern riskiert, als er im öffentlichen Dienst die gleiche Bezahlung in Ost und West einführte, weil das notwendig war für das gemeinsame Lebensgefühl. In einer Zeit, in der alles neu war, unsicher, da war Diepgen die personalisierte Stetigkeit. Ja, manchen Verdienstorden kann man sich ersitzen. Auch das ist eine Lebensleistung.

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