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Tagesspiegel-Kolumnist Helmut Schümann sucht Schlafbaustellen.

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Verkehrsministerium: Still ruht die Baustelle

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer fordert die Bürger auf, ihm Schlafbaustellen zu melden. Wenn der Minister schon nicht weiß, was auf seinen Straßen los ist, wie sollen es die Bürger wissen? Unser Kolumnist Helmut Schümann ist aber fündig geworden.

Ist eine Schlafbaustelle überhaupt eine Baustelle? Wenn eine Baustelle schläft, also ruht, dann wird dort ja nichts gebaut. Sie ist dann mehr eine Schlafstelle. Es ist aber nicht an Schlaf zu denken, weil die vorbeikriechenden und von der Schlafstelle in der zügigen Fahrt gehinderten Autos viel Lärm machen. Eine Schlafbaustelle ist aber auch keine Baustelle a. D. oder eine Baustelle i. R. Das würde implizieren, dass sie mal im Dienst war, auch muss es vor dem Ruhestand einen Unruhestand gegeben haben. Davon kann aber bei den Baustellen, die Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer mit seiner Aufforderung, sie bitte bei seinem Ministerium zu melden, im Auge hat, keine Rede sein. Am ehesten sind es noch Baustellen in spe. In der Regel steht es in den Sternen, wann aus Baustellen in spe echte Baustellen werden, an denen tatsächlich etwas gebaut wird. Der Minister, dem die Straßen, die Bundesautobahnen quasi gehören, weiß es offensichtlich auch nicht. Sonst müsste er nicht unbescholtene Bürger nach Baustellen fahnden lassen, die streng genommen keine sind und von denen er nichts weiß. Wie soll er dann wissen, wann dort gebaut wird?

Auf jeden Fall ist so ein wie auch immer zu nennendes Hindernis ein großes Ärgernis. Wir in Berlin wissen, wovon wir reden, wir beherbergen, wenn nicht den Pionier der Schlafbaustellen, so aber doch die Mutter aller Schlafbaustellen, wir sagen dazu Flughafen Berlin Brandenburg oder kurz: BER. Die muss aber nicht mehr auf dem Baustellenmelderformular des Bundesministeriums gemeldet werden, von der dürfte Ramsauer schon gehört haben.

Es ist übrigens ziemlich sinnlos, beim Bundesministerium des Peter Ramsauer die säumigen und faulen Stellen zu denunzieren, zumindest ist es extrem kontraproduktiv. Der Straßenbau ist nämlich Sache der Länder, nicht des Bundes. Man kann sich das Procedere so vorstellen: Wir fahren auf der Autobahn, wir geraten in einen Stau, weil irgendwo weit vorne eine Spur abgesperrt ist und Schilder auf eine Baustelle hinweisen. Auf der abgesperrten Spur steht ein Bagger, sonst steht da nichts, es ist auch kein Mensch zu sehen, schon mal gar kein Bauarbeiter, nicht mal ein schlafender. Wir melden das bei Peter Ramsauer. Der weiß von nichts und fragt dann bei den Kollegen in den Ländern an. Die antworten. Man kann sich weiterhin vorstellen, dass so eine Antwort einige Zeit dauern wird, Tage, Wochen, wenn nicht noch länger. Tage und Wochen, in denen wieder niemand Zeit hat, die Baustelle zu wecken.

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