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Verletzung von Angela Merkel: Ein selbstloser Start in die Legislaturperiode

Bewundernswert findet Bernd Matthies den selbstlosen Start der Kanzlerin in die Legislaturperiode. Selbst im Unglück scheint Angela Merkel alles richtig zu machen.

Dieser Winter ist kalendarisch noch in seiner Frühphase, hat dafür aber schon eine bemerkenswert schlechte Presse. Nordamerika friert zu und tut es damit der Arktis nach; in unseren Breiten hingegen fehlen Eis und Kälte völlig. Und wo doch ein wenig Schnee liegt, da fällt er Prominente und Profane ohne Ansehen der Person. Nun auch noch die Kanzlerin.

Doch es ist wieder einmal bewundernswert, wie Angela Merkel selbst im Unglück alles richtig macht. Sie gehört ja zu den ganz wenigen Deutschen, denen der Neid selbst einen Urlaub in der Schweiz nachsieht – wir gehen quasi automatisch davon aus, dass sie dort eine bürgerliche Unterkunft finden und jegliches Upgrade durch den Wirt selbst oder durch befreundete Filmproduzenten empört zurückweisen würde, selbst, wenn es nur um ein Zimmer mit fließend warmem Wasser gegangen wäre.

Der Skilanglauf adelt die Kanzlerin

Doch auch die Wahl des angemessenen Sports ist ihr hundertprozentig gelungen. Skilanglauf adelt all jene, die sich seinen Ritualen uneitel unterwerfen, er zwingt zum entschlossenen Körpereinsatz ohne Hilfe durch industrielle Lifttechnik, setzt auch keine murmeltierschädlichen Bergbewegungen in großer Höhe voraus. Und er lohnt des Läufers Sisyphus-Arbeit nur ganz selten durch befreiende Schussfahrt. Kurz: Im Grunde hat die Kanzlerin im Urlaub die Mühen der politischen Ebene bewusst ins verschneite Engadin übertragen und verkörperlicht.

Angela Merkel liegt im Trend, wenn sie von zuhause arbeitet

Wir wollen nun nicht unterstellen, dass sie auch die Art der Verletzung selbst gewählt hat. Dennoch: Auch diese passt irgendwie ins Bild. Ein solcher Beckenbruch ist zwar schmerzhaft, aber harmlos, er schränkt die Bewegungsfreiheit ein, ohne den Patienten nennenswert an der Arbeit zu hindern, zumal, wenn genügend Helfer bereit stehen. Und da im neuen Bundeskabinett ohnehin immer mehr Minister zum Home Office ausweichen, liegt sie voll im Trend mit ihrer Ankündigung, sie werde halt von zu Hause aus arbeiten.

Da der Unfall aber schon vor Silvester geschah, bleibt eins anzumerken: Die Kanzlerin hat uns ihre Neujahrsansprache unter Schmerzen geschenkt, hat bitteres Ibuprofen geschluckt, als alle anderen Sekt tranken. Kann es einen selbstloseren Start ins Jahr und in die Legislaturperiode geben?

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