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Joffe

© promo

Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

Englisch statt Chinesisch sprechen und Haifischflossensuppe essen.

Obama bleibt Präsident: Sind die Hispanics die wahren Sieger der Wahl?

Wahlen werden verloren, nicht gewonnen. Der Verlierer 2012 heißt Romney, zum Beispiel, weil er erst im Oktober den „neuen und besseren“ Romney der Mitte präsentiert hat. Richtig ist, dass diese Wahl die Konturen neuer Koalitionen geschärft hat. Ältere Weiße und Arbeiter, die einst den Demokraten gehört haben, sind zu den Republikanern abgewandert. Latinos, Schwarze, Asiaten, aber auch reiche Weiße, zumal in den Städten, neigten zu Obama. Die Schwarzen wird kein Republikaner so schnell kriegen, aber sehr wohl die aufsteigenden Latinos und Asiaten. Jeder Wette, dass der Rep-Kandidat 2016 die Latinos zurückholt, die der einwanderungsfreundliche George W. weiland angezogen hatte. Der Nächste könnte etwa Marco Rubio sein, ein Kind kubanischer Einwanderer und Senator von Florida.

Ist Xi Jinping (Chinas neuer Präsident) der mächtigste Mann der Welt?

Wie das? Betrachtet WmdW das grenzenlose Interesse an der US-Wahl hierzulande, und dagegen die magere Pflichtberichterstattung über Xi, fragt er sich, wieso die Printmedien gewohnheitsmäßig den Ver- und Zerfall Amerikas zelebrieren. Abschlaffer kriegen keine Titelgeschichten. Die Chinesen können gar nicht Weltmacht werden, weil ihre Sprache noch zehn Mal schwerer zu erlernen ist als die der Russen, die kläglich bei der Weltherrschaft gescheitert sind. Dagegen Englisch: Jeder Vierjährige kann „cool“ und „happy“ sagen. Deshalb ist „Bad English“ die am schnellsten expandierende Sprache auf Erden. „No speak English, no can big man.“ Folglich bleibt „Mandarin“ der Name von Restaurants, wie es sie zu Tausenden auf der Welt gibt.

Großbritannien und die EU: Kann Europa auch ohne die Queen glücklich werden?

Nie! Es wäre der Zusammenbruch der bunten Blätter. Gähnende Langeweile im TV. Keine Kate-, Harry- und Willy- Stories. Kein Charles, der nie mehr König wird. Keine Filme wie „The King’s Speech“ über den tapferen Stotterer George VI. Nur noch Arte über Hollande oder … wie heißt noch mal der Thronfolger von Tonga? Europa ohne Marys und Elizabeths ist wie Grießbrei ohne Herzkirschen.

Ein Wort zum Außenminister …

Guido W. zeigt stellvertretend für seine FDP, dass sie doch ein soziales Gewissen hat: Er will verarmenden deutschen Diplomaten die Spesen erhöhen. Das ist richtig so. Der Botschafter im absurd teuren London kommt mit 5821 Euro für Einladungen und Empfänge gerade mal bis zum 11. Februar des Jahres. Dann gibt’s nur noch Buletten, von der Gattin gebraten. Die Chinesen und Russen verteilen schon Gutscheine: „Noch hungrig nach dem Dinner bei den Deutschen? Kommen Sie zum Sattwerden mit Kaviar und Haifischflossensuppe zu uns.“

Josef Joffe ist Herausgeber der „Zeit“. Fragen: clk

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