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Vojislav Kostunica: "Kosovo ist unabänderlicher Teil Serbiens"

Zur neuerlichen Runde im Poker um den Kosovo reist Serbiens Regierungschef am heute nach Wien. Doch neue Vorschläge sind bei dem Treffen mit der Führung der Kosovo-Albaner von dem rechtsnationalen Premier Vojislav Kostunica kaum zu erwarten.

Kosovo werde immer ein integraler Bestandteil Serbiens sein, lautet das Mantra des 63-jährigen Juristen. Und: Die EU könne nie „die Kompensation für territoriale Konzessionen sein“.

Populär ist der hölzerne Regierungschef trotz seines nationalistischen Pathos in seiner Heimat keineswegs. Doch obwohl seine Partei DSS seit der Parlamentswahl zu Jahresbeginn nur noch drittstärkste politische Kraft in Serbien ist, dominiert der Mann, der schon seit acht Jahren an den Schalthebeln der Macht sitzt, seine prowestlichen Koalitionspartner nach Belieben. Die Drohung, mit den nationalistischen Radikalen ins Regierungsboot zu steigen, hält seine Mitkoalitionäre gefügig.

In der Ära des verstorbenen Ex-Präsidenten Slobodan Milosevic war Kostunica 1990 noch einer der Mitbegründer der oppositionellen Partei DS. Nach Beginn des Bosnienkriegs gründete er mit deren nationalistischem Flügel 1992 die eher patriotisch orientierte DSS. Bei den Präsidentschaftswahlen 2000 verständigte sich die Opposition auf den „Mann ohne Charisma“ als gemeinsamen Kompromisskandidaten. Sein Wahlsieg löste damals den Sturz von Milosevic aus: Die Wiederherstellung des Rechtsstaats versprach der neue Staatschef damals seinen Landsleuten und „ein langweiliges Leben“.

Doch Kostunica, der sich selbst als „moderaten Nationalisten“ bezeichnet, wehrte sich gegen eine enge Kooperation mit dem UN- Kriegsverbrechertribunal. Mit dem 2003 ermordeten Reformpremier Zoran Djindjic überwarf er sich wegen der von ihm abgelehnten Auslieferung Milosevic’ nach Den Haag. 2004 übernahm er als Premier das Erbe seines getöteten Ex-Gefährten – und ließ sein damaliges Minderheitskabinett ausgerechnet von den Sozialisten seines ehemaligen Widersachers Milosevic tolerieren.

Unter seiner Ägide hat sich das von den Kriegsjahren gebeutelte Serbien zwar wirtschaftlich ein wenig erholt, doch politisch verharrte es in der Isolation. Russland- Freund Kostunica macht aus seinem Misstrauen gegenüber Nato und EU keinen Hehl – und auch im Kosovokonflikt sucht Serbien den engen Schulterschluss mit Moskau. Thomas Roser

Thomas Roser

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