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Meinung: Vom englischen Glück

Nach England blicken wir stets mit einer gewissen Reserve. Das Land ist pittoresk, grün und mächtig, doch unter der Deckschicht der westlichen Zivilisation lauern stets auch archaische Restbestände, Fuchsjagden, in Wasser gekochter Kohl, Kricket-Turniere, Fritten in Zeitungspapier - Dinge, die dem Kontinental-Europäer so fremd sind wie die Grammatik der Inuit.

Nach England blicken wir stets mit einer gewissen Reserve. Das Land ist pittoresk, grün und mächtig, doch unter der Deckschicht der westlichen Zivilisation lauern stets auch archaische Restbestände, Fuchsjagden, in Wasser gekochter Kohl, Kricket-Turniere, Fritten in Zeitungspapier - Dinge, die dem Kontinental-Europäer so fremd sind wie die Grammatik der Inuit. Fragt man die Briten also eine einfache Frage, kann die Antwort sehr kompliziert ausfallen. Das wichtigste Ereignis der letzten hundert Jahre? Ja, da würden wir hier unter uns mal gleich auf das Ende des Zweiten Weltkriegs tippen, auf die Hiroshima-Bombe, den Fall der Mauer oder Helmut Kohls ersten Urlaub in St.Gilgen. Die Frage in England stellen, heißt, sie auf den ersten Blick ganz ähnlich beantwortet zu bekommen. Das Ende des Zweiten Weltkriegs kommt vor, die Hiroshima-Bombe, der Fall der Mauer. Ereignis Nummer eins des Jahrhunderts für den Briten indess ist der Tod von Lady Di. Nochmal draufgeschaut. Der Tod von Lady Di? Doch, das ist bei der Umfrage herausgekommen. Nun begreifen wir das Glück Großbritanniens. Sie können dort Krieg und Frieden, Politik und den Rest der Welt einfach ausblenden und einen Verkehrsunfall mit einer toten Adligen zum Jahrhundertereignis nehmen, einen Vorfall, nach dem nicht einmal jemand zurücktreten musste. Es kann natürlich auch sein, dass viele vom Ende des Zweiten Weltkriegs einfach noch nicht informiert worden sind.

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