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Von Afghanistan nach Pakistan: Wo der Terror lebt

Ein Ende des Terrors ist in beiden Ländern nicht abzusehen, aber Pakistan ist nicht Afghanistan.

In Afghanistan entführen und töten die Taliban, im Nachbarland Pakistan haben die Islamisten in den vergangenen zwei Wochen mindestens 190 Menschen ermordet. Aus Rache dafür, dass die Armee die von Extremisten besetzte Rote Moschee in Islamabad gestürmt hatte. Ein Ende des Terrors ist in beiden Ländern nicht abzusehen, aber Pakistan ist nicht Afghanistan. Zwar berät Präsident Pervez Musharraf mit seinen Korpscommandeuren darüber, wie einer drohenden Talibanisierung Herr zu werden sei. Es geht dabei aber nicht um die 160 Millionen Pakistaner, die demnächst zu unberechenbaren Fanatikern werden könnten. Es geht um die Stammesgebiete an der Grenze zu Afghanistan, in denen die Regierung praktisch keinen Einfluss hat, sowie um die an die Stammesgebiete anschließende Provinz, in der ein eher kleiner Prozentsatz der Bevölkerung lebt. In Islamabad droht also erst einmal keine Machtübernahme der Islamisten – doch dass die Armee in bestimmten Landesteilen keinen Einfluss über die Taliban und deren Unterstützer hat oder manchmal vielleicht gar nicht haben will, ist ein riesiges Problem für Kabul.

Islamisten in Pakistan wie Afghanistan genossen lange Zeit gute Verbindungen zum pakistanischen Militär, noch immer dürften sie Unterstützer bei Armee und Geheimdienst haben. Nach wie vor überqueren islamistische Kämpfer die Grenze von Pakistan nach Afghanistan, in der Provinzhauptstadt Quetta haben sie eine Befehlszentrale. Die Amerikaner, für die das Regime Musharraf ein wichtiger Verbündeter im Antiterrorkampf ist – und dem sie seit 2001 dafür Milliarden überweisen –, verlieren deshalb die Geduld. Würde Islamabad nicht selbst aktiv, werde das US-Militär gegen Terroristen auf pakistanischem Boden vorgehen, droht Washington.

Dabei ist der Erfolg solcher Aktionen eher begrenzt. Nach dem US-Angriff auf ein Dorf in den Stammesgebieten vor anderthalb Jahren war neben mehreren Toten das einzige Ergebnis ein weiter steigender Antiamerikanismus in Pakistan. Außerdem: Dass in Afghanistan vieles schiefläuft, liegt nicht nur an Pakistan. Als sich der Westen Anfang 2003 noch in seinem Erfolg sonnte, wies Musharraf bereits auf die Versäumnisse in Afghanistan hin. Eine zu einseitige Konzentration der Hilfe auf die Hauptstadt Kabul hatte Pakistans Präsident kritisiert, zu wenig Truppen in den Provinzen und zu schlechte Ausbildung der Sicherheitskräfte. Dem Westen ist das erst ein paar Jahre später aufgefallen.

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