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Meinung: Von Babel nach Brüssel

Wenn Politiker sonst nichts zu sagen haben, fordern sie gerne, dass es wenigstens auf Deutsch geschieht. So gerade Bundestagspräsident Norbert Lammert.

Wenn Politiker sonst nichts zu sagen haben, fordern sie gerne, dass es wenigstens auf Deutsch geschieht. So gerade Bundestagspräsident Norbert Lammert. In einem Protestschreiben an José Manuel Barroso bittet er den Präsidenten der Europäischen Kommission „mit Nachdruck“, „den gleichberechtigten Gebrauch der deutschen Sprache in der Europäischen Union“ durchzusetzen und „die vollständige Übersetzung wichtiger EU-Dokumente zu gewährleisten“. Weil sich offenbar immer noch mehr Deutsche durch die englische Sprache bedroht fühlen als durch jedes Gesetz aus Brüssel, stimmt einer solchen Forderung auch immer jemand zu. The medium is the message, heißt das in der lingua franca unserer Zeit – im vermeintlich Guten (Deutsch) wie im Bösen (Englisch). Ob es die europäische Verständigung tatsächlich bedroht, dass die für Mai angekündigten Berichte über die EU-Eignung von Rumänien und Bulgarien nur auf Englisch abgefasst sein sollen? Da herrschen heftigere Sprach- und Mentalitätsbarrieren – und Lektürefreuden sind ohnehin etwas anderes. Dann lieber zurück zum Esperanto des katholischen Europa, dem Lateinischen. Einen Versuch wäre es wert. In diesem Sinne: Urbi et orbi! Auf gut Deutsch: Gute Nacht! dotz

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