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Meinung: Von der Stasi nichts wissen gewollt

GÜNTER WALLRAFF ALS „IM“ REGISTRIERT

Die Stasi führte Günter Wallraff als IM? Diese Nachricht, prominent verbreitet von der „Welt“, ist so originell und überraschend wie eine Enthüllung des „Neuen Deutschland“, die KonradAdenauer-Stiftung habe Helmut Kohl in ihren Akten als Referenten geführt. Dass Wallraff registriert war, ist seit langem bekannt, als was er registriert war, ändert kaum etwas an seinem öffentlichen Bild. Wallraff war kein verklemmter oder verblendeter Wanderer zwischen den Welten, wie so mancher IM aus dem Westen, sondern ein Unterwanderer, und das ganz offen. Verkleidet als Ali, der Türke, hat er den deutschen Chauvi-Kapitalismus enttarnt, als Journalist Esser die abstruse Fantasie mancher Zyniker in Diensten von „Bild“. Konnte so jemand von einer anderen Stasi-Abteilung geführt werden als jener, die zuständig war für Desinformationskampagnen in westlichen Medien? Neu ist auf der Grundlage der jetzt entdeckten Querverbindung von einer Kartei zur anderen nur, dass es Wallraff noch schwerer wird zu behaupten, er habe nie – und jetzt folgt das Standardwort aller Ertappten – „wissentlich“ mit der Stasi zusammengearbeitet. Vielleicht stimmt das sogar, sonst würde einer wie er womöglich stolz eine Verdienstmedaille tragen. Wahrscheinlich ist es banaler. Manchen im Westen war es schlicht egal, ob ihre Gesprächspartner im Osten zur Stasi gehörten. Sie hatten ja auch nicht unter ihr zu leiden. lom

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