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Meinung: Von höchsten Stellen

BUNDESPRÄSIDENT UND KARDINAL

Johannes Rau ist der Kragen geplatzt. Die harten Strafaktionen der katholischen Kirche gegen die beiden Priester, die sich in Berlin am ökumenischen Abendmahl beteiligt haben, widersprechen im Kern seinem Verständnis von Freiheit des Glaubens und kirchlichem Zusammenleben. Als evangelischer Christ hat der Bundespräsident die deutschen Kirchen stets mit kritischer Sympathie begleitet. Umso mehr verwundert die gereizte Reaktion des Mainzer Kardinals Karl Lehmann. Anders als die unmittelbar beteiligten Oberhirten versteht Lehmann wirklich etwas von ökumenischer Theologie. Darum hat er bereits während des Ökumenischen Kirchentags versucht, die Wogen zu glätten, und für eine maßvolle Reaktion plädiert. Vergeblich. Stattdessen manövrierte sich die katholische Kirche im Lande Martin Luthers nun in eine total unglaubwürdige Lage. Es reicht eben in einer aufgeklärten Öffentlichkeit nicht mehr, dass sich Amtsträger einfach auf ihre kirchenrechtliche Stellung und ihre daraus abgeleiteten höheren Einsichten berufen. Die Gläubigen nehmen solch autoritäres Gehabe nicht mehr hin. Und ihnen spricht der Bundespräsident aus der Seele. M.G.

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