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Meinung: Von Späth lernen

GABRIEL GEGEN SEINEN KANZLER

Sigmar Gabriel macht seinem Parteifreund Gerhard Schröder das Leben schwer. Der niedersächsische Ministerpräsident kritisiert den Kanzler und sozialdemokratischen Parteivorsitzenden, als seien beide nicht in der gleichen, sondern in zwei verschiedenen Parteien. Er attackiert die Führungsschwäche des Mannes in Berlin und bezieht auch in der Sache konträre Positionen. Ist das mangelnde Loyalität gegenüber seinem VorVorgänger in Hannover? Schröder wird es sicherlich so sehen. Für Gabriel stellt es sich anders dar. Er muss sich am 2. Februar 2003 dem Wählervotum stellen und möchte nicht so enden wie jene sozialdemokratischen Länderchefs, die 1999 in der ersten Schröderschen Schreckensphase aus den Ämtern katapultiert wurden. Ihm ist, durchaus verständlich, das Hemd näher als der Rock. Wahrscheinlich kommt der Versuch der eigenen Profilierung zu spät. Immerhin aber hat Sigmar Gabriel für seine Taktik ein erfolgreiches Vorbild in der bundesdeutschen Parteiengeschichte. Es heißt Lothar Späth. Der überaus dynamische baden-württembergische Ministerpräsident der 80er Jahre sah seine absolute Mehrheit gefährdet, nachdem die Landes-CDU bei der Bundestagswahl im Januar 1987 überdurchschnittlich verlor. Alle politischen Zeichendeuter waren sich damals einig, dass das Ansehen des frisch auftretenden Späth durch den ausstrahlungsarmen Bundeskanzler Helmut Kohl beschädigt worden war. Späth betrieb daraufhin bis zu den Landtagswahlen im März 1988 eine konsequente Abgrenzungspolitik gegenüber Kohl – und wurde mit einer erneuten absoluten Mehrheit belohnt. apz

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