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Meinung: Vor allem Eltern werden verunsichert

„Noch mehr Schulen gegen Jahrgangsmischung“ vom 16. September Die andauernd vehemente Ablehnung gegenüber dem Konzept des jahrgangsübergreifendes Lernens (JüL), veranlasst mich, eine andere Sicht- und Argumentationsweise darzulegen.

„Noch mehr Schulen gegen

Jahrgangsmischung“ vom 16. September

Die andauernd vehemente Ablehnung gegenüber dem Konzept des jahrgangsübergreifendes Lernens (JüL), veranlasst mich, eine andere Sicht- und Argumentationsweise darzulegen.

Als Mutter zweier Kinder in JüL-Klassen war und bin ich sehr davon überzeugt. In kompetenter und liebevoller Weise werden Schüler an Selbstständigkeit, Eigenverantwortung und Zusammenhalt herangeführt. Das Fördern von unterschiedlichen Fähigkeiten nimmt jedes einzelne Kind als eigenständige Persönlichkeit wahr. Es ist auch nicht immer wahr, dass die „Verbleiber“ Resultat eines schlechten JüL-Konzeptes sein müssen, dies ist eher der Einschulung mit fünf Jahren geschuldet. Unser Kind war schlicht und ergreifend überfordert, den Schulalltag zu meistern.

Das lag weniger an seinen intellektuellen Fähigkeiten, sondern vielmehr an der physischen und psychischen

Entwicklung, die uns als Eltern veranlasste, ihn ein Jahr länger im Kindergarten zu lassen. Das hat ihm gut getan

und vielen anderen Kindern ebenso.

Dass es leistungsschwache und starke Schüler gibt, ist doch bitte kein JüL-Phänomen! Die wirkliche Problematik sehe ich in der personellen Unterbesetzung. So bemüht sich eine Lehrerin allein um 24 Kinder, wo mindestens zwei Pädagogen tätig sein sollten. Dass das an

die Leistungsgrenze gehen muss,

ist vorprogrammiert.

Bei all diesen Debatten um Schulbildung und Konzepte werden Eltern vor allem verunsichert. Geht es heute denn nur um kognitive Fähigkeiten und das „sichere Abschreiben von der Tafel“, oder geht es mehr denn je um Kompetenzen, die das Kind für das Leben stärken?

Heute reden die einen über Werteverfall und Verrohung, die anderen von

Leistungs- und Ellenbogengesellschaft.

„Das Leben ist nun mal hart“, höre ich öfter Eltern sagen.

Ist das die Erfahrung, die unsere Kinder am Ende machen sollen?

Ist es nicht an der Zeit, dass wir für

unsere Kinder einen anderen Weg

einschlagen?

In Zeiten weniger werdender Arbeit kann man sich doch nicht nur über

Leistung definieren!

Jahrgangshomogen oder -übergreifend; offen oder frontal: Engagiertes

Personal mit guten Konzepten, Ideen und Handwerkszeug ist das, was für

unsere Kinder gebraucht wird.

Und genau hier vermisse ich die engagierte Unterstützung der Politiker. Was bleibt, ist Verunsicherung. Schade!

Bettina Walzer, Berlin-Karow

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