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Augen zu und durch - ob das nach der Landtatgswahl in Baden-Württemberg noch so einfach geht?

© dpa

Vor der Wahl: Die Ritterin der Wahlnuss und ihr gelber Knappe

Am Sonntag wird Schwarz-Gelb in zwei Landtagswahlen wohl einen schmerzhaften Schlag zu spüren bekommen. Die schwarze Ritterin Merkel würde dies politisch überleben - im Gegensatz zu ihrem Knappen Westerwelle.

Es ist nur ein Kratzer“, ruft der Schwarze Ritter im Monty-Python- Film „Die Ritter der Kokosnuss“, als ihm ein Arm abgeschlagen wird. Zum Verlust des zweiten sagt er: „Nur eine Fleischwunde.“ Am Ende hat er keine Gliedmaßen mehr, gibt sich aber trotzdem nicht geschlagen. Angela Merkel ist die Schwarze Ritterin des Landes. Ihre Macht wird stetig beschnitten, sie verliert Minister und Ministerpräsidenten, aber vermutlich wird sie auch am Sonntag, wenn die Wahlen entschieden sind, rufen: „Es ist nur ein Kratzer.“

Vor wenigen Jahren hätte ein Machtverlust der CDU in ihrem Kernland Baden- Württemberg noch politische Konsequenzen gehabt. Heute ist es in der Tat kaum mehr als ein Kratzer, wenn dort die Regierung wechseln sollte. An Stuttgart 21 kommen auch die Grünen nicht vorbei und die Atomkraftwerke will ja inzwischen selbst die CDU abschalten. Das Bundesland steht nicht vor einem Richtungswechsel, weil alle längst in derselben Richtung unterwegs sind. Es ist dort wie überall im Land. Eine politische Alternative zu formulieren und sie zu verteidigen, fällt den Parteien schwer; die ideologischen Grundpfeiler, an denen Politik sich messen lassen konnte, sind verschwunden. Vielleicht hält in dem konservativen Land diese Beliebigkeit Stefan Mappus auch noch einmal im Amt: Wozu ein Wechsel, der keiner ist?

Für die CDU wäre der Machtverlust in Stuttgart nach 60 Jahren ein sehr viel tieferer Kratzer. Doch welcher ihrer vielen Knappen würde das der Schwarzen Ritterin am Sonntagabend vorwerfen wollen? Wer in der CDU hat ihr widersprochen bei Wehrpflicht, Atom und Libyen? Wo sind die Rechten und die Linken, die Marktwirtschaftler und die humanitären Interventionisten in der Partei? Die CDU hat sich ganz auf Merkel eingelassen. Aus der Volkspartei, in der widersprüchliche Haltungen und Meinungen aufeinandertreffen, ist eine Einheitspartei geworden. Wer als Knappe nur ein Obstmesser in der Hand hält, wird im Moment der Niederlage kein Schwert zücken können.

Anders die FDP. Guido Westerwelle ist im Gegensatz zu Merkel schon jetzt ein Parteichef auf Abruf. Fliegt die Partei in Baden-Württemberg aus dem Landtag, wird sich die Partei einen neuen Parteichef suchen – einen neuen Außenminister, über den sich das Land mehr freuen würde, hat sie nicht auf Lager. Die FDP hat sich in der Vergangenheit leider ebenso der Aufgabe entzogen, das politische Meinungsspektrum des Landes breit zu halten. Hätten nicht gerade die Liberalen auf die unkalkulierbaren Risiken aufmerksam machen müssen, die mit den Euro-Rettungsmaßnahmen verbunden sind? Und der Symbolgehalt einer Enthaltung im UN-Sicherheitsrat ist für eine Partei, die sich gern mit der Aura klarer Antworten umgibt, vernichtend.

Am Sonntag wird Schwarz-Gelb in zwei Landtagswahlen voraussichtlich einen weiteren schmerzhaften Schlag zu spüren bekommen. Aber die Schwarze Ritterin und ihr gelber Knappe werden auf ihren müde gewordenen Mähren vermutlich noch ein Stück weiterziehen. Dass der Kampf nicht schon zu Ende ist, liegt an einem politischen Gegner, der offenbar über gar keine Glieder mehr verfügt: Die SPD überlegt noch immer, ob sie für oder gegen einen militärischen Einsatz in Nordafrika ist, und den Grünen fällt zur finanzpolitischen Krise, in der sich Europa befindet, offenbar nichts ein. Die anderen machen es Angela Merkel in diesen Zeiten dramatischer politischer Entwicklungen sehr leicht. So wirkt die Ritterin stärker, als sie ist.

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