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Wie im Saarland, so kann es auch im Bund kommen, in der Grundtendenz - inklusive sinkender Wahlbeteiligung; und darum ist das Saarland kein zu vergessender Herrgottswinkel.

© Reuters

Wahl an der Saar: Achtung Berlin, wenn das Schule macht

Wen interessiert schon das Saarland, im Ernst, hier in Berlin. Aber bei allen sollten die Alarmglocken schrillen, denn wenn das Ergebnis Schule macht ist hier, ist in Berlin, aber was los.

800.000 Wahlberechtigte, zwölf Milliarden Schulden, da können die Bezirksbürgermeister nur lachen. Und Angela Merkel in Mitte auch.

Also, was soll’s, sollen die Saarländer doch wählen, wen sie wollen. Denkste. So ist es nicht. Sicher, an der Saar kennt jeder jeden, und da ist es auch eine Art Familientheater. Da macht, nur als Beispiel, einer wie Oskar Lafontaine Wahlkampf für seine Linke, indem er trompetet, man müsse die wählen, damit die SPD wieder sozialdemokratisch wird.

Diese Logik verstehen so ganz nur die Eingeweihten, voran die Saarländer. Aber auch noch viele SPDisten im Bund. Oder die Spitzenkandidatin der CDU, Annegret Kramp-Karrenbauer, kurz AKK, die außerhalb des Saarlandes keiner kennt, obwohl sie schon lange Ministerin war; eine wichtige fürs Land dazu. Sie hat sich dadurch bekannt gemacht, dass sie ihre eigene Koalition verabschiedete.

Was zunächst wirkt wie eine geradezu wahnwitzige Selbstdefinition ex negativo, war offenbar doch eine um des Prinzips der Verlässlichkeit willen. Das macht auch nicht jeder. Kein Wunder, dass sie der Kanzlerin nicht geheuer ist. Wenn das Schule macht… Und genau darum geht es. Wenn das Saarland im gesamten Bundesgebiet Schule macht, dann ist aber hier was los, hier in Berlin. Denk mal an: Die CDU unter AKK bekommt so viele Prozente wie die Union unter der Kanzlerin, die SPD so viel wie unter irgendeinem Kanzlerkandidaten, die Linke mal mehr, mal weniger, die Grünen bangen um ihr Wahlziel, die Piraten werden endgültig zu Freibeutern des Parlamentssystems, und die FDP – was war das noch mal?

Die Wahl im Saarland in Bildern:

So kann es auch im Bund kommen, in der Grundtendenz, inklusive sinkender Wahlbeteiligung; und darum ist das Saarland kein zu vergessender Herrgottswinkel, in dem „gut gess“ das Wichtigste ist, sondern ein Politlabor. Oder anders: Politik unterm Mikroskop. Politische Beben in Miniatur. Die „Jamaika“-Koalition hat schon mal nicht geklappt, deswegen musste ja gewählt werden.

Wiedergewählt wird sie nicht, nicht in Saarbrücken, nicht in Berlin. Die Linke wird nach der Wahl ihren Oskar in Berlin wiederhaben wollen. Und alle, alle müssen sich mit einem Phänomen auseinandersetzen, mit dem irgendwie keiner gerechnet hat, das aber doch logisch war, den Piraten. Diese Internetsache, nicht wahr.

Achtung, da geht es um die Gesellschaft der Moderne. Es könnte sein, dass sie bestimmt wird von einem Mangel an Datenschutz und der Vorstellung einer Massenware Mensch im Netz. So ungefähr, aber das klingt in jedem Fall schon mal so wichtig wie weiland die Umweltbewegung. Die verstand am Anfang in ihrer Selbstbezogenheit auch niemand; das waren auf ihre Weise die Nerds der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Wer ihre Nachfahren heute unter den etablierten Parteien zuerst decodiert und dann noch richtig versteht, der hat gewonnen. Oder jedenfalls noch nicht alles verloren.

Ach ja: Die SPD hat es wieder nicht geschafft. Also jetzt im Saarland nicht, und das zum wiederholten Mal unter Heiko Maas. Dabei ist der doch nett und kompetent. Aber er war der Amtsinhaberin politisch wohl zu ähnlich, mitsamt seiner Partei. Was das der SPD im Bund sagt? Sie gilt nicht mehr als das zu wählende Original, wenn die CDU sozialdemokratisch wird. Das bisschen Saarland ist nämlich überall.

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