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Meinung: Wahl der weichen Eier

Wieder sind zwei Wahlen vorbei, und wieder zeigt sich die Schwerfälligkeit eines archaischen Prinzips. Es werden bunte Zettel in große Kartons gesteckt, müssen aber ein paar Stunden später wieder herausgeholt und umständlich nachgezählt werden, während technisch perfekt ausgestattete TVModeratoren verzweifelt versuchen, das Ergebnis zu raten.

Wieder sind zwei Wahlen vorbei, und wieder zeigt sich die Schwerfälligkeit eines archaischen Prinzips. Es werden bunte Zettel in große Kartons gesteckt, müssen aber ein paar Stunden später wieder herausgeholt und umständlich nachgezählt werden, während technisch perfekt ausgestattete TVModeratoren verzweifelt versuchen, das Ergebnis zu raten. Und erst die Spitzenkandidaten! Männer durchweg, die weder singen noch steppen können und ohne bunte Stehpulte vermutlich einfach umfallen würden. Zudem erfährt der Wähler nichts von ihren wesentlichen Fähigkeiten. Können sie ein weiches Ei kochen, schämen sie sich ihrer Tränen, räumen sie die Spülmaschine ein? Dabei geht es doch ganz anders: „Hessen sucht den Superpolitiker“. Die Kandidaten werden interniert, müssen Säuglinge streicheln, Ortsvereine gründen – und werden von einer Jury unter Dieter Bohlen bewertet. „Roland“, würde er dem Bewerber Koch sagen, „du siehst aus wie ’ne Rolle Drops mit Ohren“. Ein anderer müsste sich sagen lassen, „ich kenne nur eine, die noch schlechtere Politik macht, und das ist Verona“. Das Publikum entscheidet per TED, und der Sieger kriegt den Ministerpräsidentenvertrag. Jedenfalls, so lange er die Einschaltquote bringt. Oder die Moderatorin ruft: Ich will das nicht mehr.

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