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Wahl im Irak: Partner verzweifelt gesucht

Die guten Nachrichten zuerst: Die Sunniten haben anders als 2005 die Parlamentswahlen in Irak nicht boykottiert. Sie haben mehrheitlich das überkonfessionelle und säkulare Bündnis des Wahlsiegers Ijad Allawi gewählt, der selbst Schiit ist.

Die guten Nachrichten zuerst: Die Sunniten haben anders als 2005 die Parlamentswahlen in Irak nicht boykottiert. Sie haben mehrheitlich das überkonfessionelle und säkulare Bündnis des Wahlsiegers Ijad Allawi gewählt, der selbst Schiit ist. Das gute Abschneiden Allawis in den verschiedenen Landesteilen zeigt, dass viele Iraker die Dominanz religiöser Parteien brechen wollen. Die Kandidaten des Bündnisses sind moderne Sunniten und Schiiten, die sich nicht allein durch ihre religiöse Zugehörigkeit definieren. Damit hat der Irak einen großen Schritt nach vorn getan im Vergleich zur Zeit nach dem Krieg, als man sich politisch allein an konfessionellen Linien orientierte. Und auch die Amerikaner haben gelernt: Anders als 2005 haben sie sich mit Kommentaren und Wahlempfehlungen zurückgehalten und damit keinen Kandidaten „verbrannt“.

Dennoch: Die irakische Bevölkerung bleibt stark fragmentiert. Die Regierungsbildung wird extrem schwierig werden. Allawi kann angesichts der sunnitischen Nationalisten, die ihm zum Wahlsieg verholfen haben, kaum mit den Kurdenparteien zusammengehen, die eine größere Autonomie und eine Eingliederung der erdölreichen Gebiete um Kirkuk in ihr Autonomiegebiet fordern. Es ist einer der brisantesten Streitpunkte zwischen Arabern und Kurden. Und die schiitische Nationale Allianz, die 70 Sitze errungen hat und damit zum Königsmacher aufsteigt, will offenbar eher mit dem ebenfalls schiitischen Wahlbündnis von Premier Nuri al Maliki zusammengehen. Es ist daher gut möglich, dass Allawi keine Regierung bilden kann.

Doch die Koalition der zwei schiitischen Blöcke, die al Maliki offenbar anstrebt, könnte durchaus sein Ende als Ministerpräsident bedeuten. Denn beim potenziellen Koalitionspartner domminiert der Block um den umstrittenen Geistlichen Moqtada al Sadr, der al Maliki hasst: Der Ministerpräsident war 2008 mit der Armee gegen den militärischen Flügel der Sadristen, die Mehdi-Armee, vorgegangen. Ein Austausch des Premierministers könnte also al Sadrs Bedingung sein, um diese Koalition zu unterstützen. Seite 5

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