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Kandidatin Michelle Bachele: "Ein Chile für alle"

© dpa

Wahlkampf in Chile: Das Duell der Frauen

Am Sonntag entscheidet sich, ob Michelle Bachelet für eine zweite Amtszeit ins chilenische Präsidentenamt zurückkehrt. Sie kämpft gegen die Konservative Evelyn Matthei. Das Duell der Frauen ist spannend: Beide sind eng mit der Pinochet-Diktatur verwurzelt - allerdings auf verschiedenen Seiten.

Michelle Bachelet hat sich für einen Wohlfühlwahlkampf entschieden. Sie will die von den Studentenverbänden geforderte Hochschulreform anpacken, die Wirtschaft ankurbeln, vor allem aber will sie wieder eine Präsidentin sein, mit der sich alle Chilenen identifizieren können.

Die 62 Jahre alte Politikerin steht am Sonntag vor einer Rückkehr ins höchste Staatsamt. Ihr Motto lautet: „Ein Chile für alle.“ Die frühere Kinderärztin war schon einmal Präsidentin, von 2006 bis 2010. Die Verfassung sieht allerdings eine zweite, direkt aufeinander folgende Kandidatur nicht vor. Also musste Bachelet vier Jahre warten, ehe sie sich erneut um das höchste Amt im Staat bewerben durfte. Der amtierende Präsident Sebastian Piñera, ein spröder Konservativer, hat die Herzen seiner Landsleute nie erreicht. Die warmherzige Ausstrahlung, die dem kühlen Unternehmer Piñera abgeht, ist die Stärke seiner Vorgängerin und voraussichtlichen Nachfolgerin. Kaum war er im Amt, begannen die Forderungen der Studenten nach einer Bildungsreform. Die hatte zwar auch Bachelet nicht anzupacken gewagt, aber der konservative Milliardär gab für die ebenso kreative wie engagierte Studentenszene den idealen Gegenspieler ab, der es nicht verstand, auf den Protest mit eigenen Konzepten zu antworten.

Dagegen verspricht Bachelet ein kostenloses Unisystem. Einige prominente Köpfe der chilenischen Studentenbewegung versuchen am Sonntag ebenfalls den Sprung ins Parlament. Sie werden die Ärztin Bachelet, die einst vor der Diktatur in die DDR floh, an ihrem Versprechen messen. Bachelets Gegenspielerin ist die konservative Kandidatin Evelyn Matthei (60). Vor allem für internationale Medien ist diese Konstellation faszinierend – zwei Frauen, deren Väter in der Diktatur auf unterschiedlichen Seiten standen.

Beide waren Generäle: Alberto Bachelet war ein Anhänger des gestürzten sozialistischen Staatspräsidenten Salvador Allende und starb an den Folgen von Folter in einem Gefängnis. Dort hatte Fernando Matthei das Sagen. Auch deshalb hat Evelyn Matthei, eigentlich eine starke Frau mit Charisma und klaren Aussagen, gegen die populäre Bachelet keine Chance. Chile ist traditionell eher Mitte-links ausgerichtet. Nach den letzten Umfragen könnte die Sozialistin Bachelet das Rennen bereits im ersten Wahlgang für sich entscheiden: Satte 47 Prozent sprachen sich für sie und ihre Koalition aus.

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