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Meinung: Wahlkampf: Konfetti gegen den Frust

Das war die Steffel-Show. So dürfen wir uns Wahlkampf künftig auch in Deutschland vorstellen: Der Spitzenkandidat im Konfettiregen, die Bässe wummern zum Gladiatorenmarsch, der väterliche Vorgänger Eberhard Diepgen winkt Schulter an Schulter mit dem blutjungen Nachfolger den enthusiasmierten Parteitagsdelegierten zu.

Das war die Steffel-Show. So dürfen wir uns Wahlkampf künftig auch in Deutschland vorstellen: Der Spitzenkandidat im Konfettiregen, die Bässe wummern zum Gladiatorenmarsch, der väterliche Vorgänger Eberhard Diepgen winkt Schulter an Schulter mit dem blutjungen Nachfolger den enthusiasmierten Parteitagsdelegierten zu. Beide schauen strahlend lächelnd gen Himmel. Ein Szenario wie bei einer US-Präsidentenwahl, bis ins Detail den großen Politmarketing-Vorbildern aus Übersee nachempfunden. Den Christdemokraten tat es gut. Die Inthronisierung von Steffel, dem künftigen Widersacher des Verräters Klaus Wowereit, ließ für zwei Stunden allen Frust, alle Bitterkeit vergessen. Die Berliner CDU, jetzt nur noch eine Oppositionspartei nach dem Putsch der vereinigten Linken? Nein, die Union will gar nicht erst den Eindruck erwecken, sie könnte in die zweite Reihe abtauchen, sich in die Oppositionsrolle fügen, vorläufig klein beigeben. Jetzt wird gekämpft bis zum Wahltag, der immer noch nicht feststeht. Bis zur letzten Sekunde, wie Steffel sagte. Das Wahlkampfrezept steht spätestens seit diesem CDU-Sonderparteitag fest: mit Berliner Herz und Schnauze gegen die kalten, fremdgesteuerten rot-grünen Machthaber. So einfach ist die Welt, jedenfalls bis zum Wahltag. Der kleine Rausch, den sich die Union gestern angeschickert hat, sei ihr gegönnt. Wie die Landes-CDU bei der Neuwahl im Herbst abschneidet, wird allerdings maßgeblich davon abhängen, ob sie zwischen Konfetti und Luftballons noch genügend von der harten Lebenswirklichkeit mitbekommt.

za

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