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Meinung: Was macht die Welt?: Homosexuelle, Texaner, Bremser und der Reiz des Klischees

Abwahl des Regierenden Bürgermeisters von Berlin mit Hilfe von Ex-Kommunisten. Zur Hoch-Zeit des Kalten Krieges hätte das weltweit Schlagzeilen gegeben.

Abwahl des Regierenden Bürgermeisters von Berlin mit Hilfe von Ex-Kommunisten. Zur Hoch-Zeit des Kalten Krieges hätte das weltweit Schlagzeilen gegeben. Und heute?

Kein Problem. Aus New York, London oder Rom gesehen, ist Berlin eine Mischung aus "Cabaret", Love Parade, John Le Carré und verblasstem Frontstadt-Mythos. Da liefern ein homosexueller Bürgermeister und eine PDS, die heute BMW verstaatlichen will und deren Vorgänger die Mauer gebaut haben, nur noch einen zusätzlichen Kick. In ein paar Wochen können wir im New York Times Magazine unter der Überschrift "Whatever Happened to the Wilhelmstraße?" lesen, wie unsäglich hip und gar nicht schaurig dieses Berlin, die heimliche Hauptstadt Europas, doch sei. Probleme wird bloß Gerhard Schröder haben - mit einer Regierung der "Neuen Mitte", die jetzt kräftig rot eingefärbt ist.

Beim Auftakt in Spanien hat George Bush das Klischee des texanischen Hinterwäldlers, der nicht einmal den Namen des Regierungschefs richtig ausspricht, bestätigt. Haben fünf Tage Gipfeltourismus quer durch Europa das Bush-Bild der Europäer verändert?

Klischees hat man, die revidiert man nicht. W. war vorher noch nie in Europa, oder? Tatsächlich hat er Italien, Spanien, Portugal, Frankreich und England bereist - mehr Länder als wohl Schröder US-Bundesstaaten. Die Europäer haben sich immer über neue US-Präsidenten mokiert, etwa über den "Erdnussfarmer" Jimmy Carter, der in Wahrheit ein Atomingenieur war. Oder den "B-Schauspieler" Ronald Reagan, der zuvor acht Jahre lang Kalifornien regiert hatte, die sechstgrößte Wirtschaft der Welt. Bush hat kürzlich an der Yale-Universität, seiner Alma mater, gewitzelt, dass man auch mit mittelmäßigen Zensuren (sein Durchschnitt war 3,0) Präsident werden kann. Bei uns wurde einmal ein Postkartenmaler Reichskanzler

Die Nato sagt Nein zu einem Friedenseinsatz in Mazedonien. Lässt sich der Bürgerkrieg anders stoppen?

Die Nato steht bereits in Bosnien und im Kosovo - ohne Ende in Sicht. Doch heischt die Logik des jugoslawischen Erbfolgekrieges ein Balkan-Protektorat. Es gibt zu viele Völkchen, die sich an zu vielen Orten unterdrückt fühlen oder die Vorherrschaft anstreben. Mag sein, dass genügend Druck von außen Skopje dazu bringt, den Albanern genügend nationale Rechte einzuräumen - und die UCK, die Waffen niederzulegen. Letztendlich aber muss ein rekonstituiertes Habsburg mit einem jungen Franz-Joseph (und minus Haider) wieder her. Das hat 200 Jahre ganz gut funktioniert.

Ein Wort zur deutschen Außenpolitik ...

Die bremst neuerdings bei der Ost-Erweiterung. Derweil die EU auf dem Göteborg-Gipfel erklärt hat, dass die Verhandlungen mit Ländern, die "ausreichend" vorbereitet sind, bis Ende 2002 abgeschlossen werden können", bezeichnet Schröder 2002, auch 2004 nur als "Zielvorstellungen". 2002 ist in der Tat eine unrealistische Vorgabe. Psychodiplomatisch aber ist dies ein fatales Signal. Damit stellt sich Berlin an die Seite der Bremser von Paris, obwohl eine rasche Eingliederung von Polen etc. ein vorrangiges deutsches Interesse ist.

Abwahl des Regierenden Bürgermeisters von Ber

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