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Meinung: Was macht die Welt?: New Yorker Bettler, nutzlose Waffen, widerspenstige Affen

Die Nordallianz hat Kabul erobert, aber niemand will, dass sie die Macht behält. Sollen Uno oder Nato Friedenstruppen schicken?

Die Nordallianz hat Kabul erobert, aber niemand will, dass sie die Macht behält. Sollen Uno oder Nato Friedenstruppen schicken?

Eine gute Idee. Bloß haben sich die Mitglieder des UN-Sicherheitsrats verdächtig still verhalten, als UN-Generalsekretär Kofi Annan prophylaktisch anfragte, wer denn gern ein kleines Kontingent anbieten wolle. Also: Da die UN keine eigenen Truppen haben, müssen sie betteln gehen. Bei wem? Bei den Deutschen? Die leisten sich eine Regierungskrise, wenn sie hundert Mann für den Kampfeinsatz (und Friedenstruppen sind Kampftruppen) stellen sollen. Bei den Franzosen? Chirac hat gerade acht Kampfflugzeuge versprochen - aber g a a a n z langsam; sie werden "in einigen Wochen operativ sein". Mithin: Es werden nicht Nato oder UN sein, die die Nordallianz zügeln, es sind die üblichen Verdächtigen, vorweg die USA und England.

Bush und Putin verschrotten zwei Drittel der strategischen Atomwaffen, Schlagzeilen macht das nicht. Ist das heute unwichtig?

Nukleare Abrüstung hatte stets viel mit Symbolik und wenig mit Abrüstung zu tun. Als die Beziehungen USA-UdSSR schlecht waren, im Kalten Krieg, war jede verschrottete A-Waffe big news, weil sie Enteisung verhieß. Heute sind Washington und Moskau praktisch Verbündete. Da ist es herzlich egal, wie viele Atomsprengköpfe sie (noch) haben. Einen bin Laden kann man mit Atomwaffen nicht erwischen - nicht einmal abschrecken, wie der 11. September gezeigt hat. Nur: Alles wird ganz anders sein, wenn es den Terroristen gelingt, eine Atombombe in New York, London oder Paris zu zünden.

Seit Jahren zanken sich Großbritannien und Spanien um Gibraltar. Am Dienstag wollen die Außenminister endlich mal höflich darüber reden. Wird der berühmte Affenfelsen noch in diesem Jahrhundert spanisch?

Das wären immerhin noch 99 Jahre: viel Zeit, um ein Un-Problem zu beseitigen. Die Briten brauchen diesen Felsen nicht mehr, seit sie 1947 Indien in die Unabhängigkeit entließen. Gibraltar, Zypern, Suez-Kanal, Aden: Sie alle dienten der Sicherung des Seewegs nach Indien, der Perle des Imperiums. Sie hätten auch längst gern den Affenfelsen aufgegeben, wenn da nicht ein kleines Problem wäre: Die "Affen", also die Menschen, wollen nicht unter spanischer Oberhoheit leben. Das zeigt eine Abstimmung nach der anderen. Die stolzen Spanier, seit 1975 Demokraten, sollten dieses demokratische Verdikt respektieren.

Ein Wort zur deutschen Außenpolitik ...

Die ist vergangene Woche zur Tragikomödie verkommen. Das größte Land Europas muss eine Vertrauensfrage über sich ergehen lassen, weil die Regierung vielleicht hundert Mann Kampftruppen an die afghanische Front entsenden wird. Mit den Grünen ist kein Staat zu machen, jedenfalls nicht mit ihrer fundamentalistischen Basis. Die ist keine politische, sondern eine weltanschauliche Partei; ihr Katechismus ist Ökologismus und Pazifismus. In Glaubensfragen gibt es keine Kompromisse, die das Wesen aller Politik sind. Folglich sind die Grünen im Kern nicht regierungsfähig - trotz der Tapferen wie Rezzo Schlauch und Angelika Beer. Schade um Joschka, einen der besten Außenpolitiker, die die Republik je hatte.

Die Nordallianz hat Kabul erobert[aber niemand wi]

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