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Meinung: Was macht die Welt?: Taliban züchten keine Oliven - der Nato geht der Atem aus

Nach dem Fall von Kandahar werden Osama bin Laden und Mullah Omar in der Bergfestung Tora Bora gesucht. Darf Amerika ihren Kämpfern Amnestie anbieten, um sich verlustreiche Gefechte zu ersparen?

Nach dem Fall von Kandahar werden Osama bin Laden und Mullah Omar in der Bergfestung Tora Bora gesucht. Darf Amerika ihren Kämpfern Amnestie anbieten, um sich verlustreiche Gefechte zu ersparen?

Dürfen täten sie schon, um den Münchner Komiker Karl Valentin zu variieren, aber mögen wollen sie nicht. Der Sinn des Krieges ist es ja, das Terrornetzwerk Al Quaida und seinen Kopf bin Laden zu vernichten - vor allem, um Nachahmer abzuschrecken. Ließen die USA bin Ladens Kerntruppe laufen, gerieten sie in üble Argumentationsnot: Warum so viele Bomben auf so viele Unterlinge, wenn der harte Kern unbehelligt bleibt? Und wie würde das funktionieren? Bin Ladens Prätorianer, die treuesten Getreuen, kehren nach Saudi-Arabien, Ägypten oder Jemen zurück, um dort Oliven zu züchten? Dort warten auf diese Regimefeinde das Gefängnis und der Henker.

Auch die Nato will die Friedenstruppe für Afghanistan nicht führen. Gilt ihre Überlebensregel für die Zeit nach dem Kalten Krieg nicht mehr, entweder "out of area" oder "out of business"?

Die Nato, jedenfalls wie wir sie kennen, hat wahrscheinlich am Hindukusch ihren letzten Atemzug getan. Denn die USA haben nicht einmal um Hilfe gebeten; ihre Adressaten waren ausschließlich Einzelstaaten wie England, Deutschland und Frankreich. Die militärische Irrelevanz der Nato im Afghanistan-Konflikt lässt sich am besten daran ablesen, dass sie ihre Überwachungsflugzeuge (Awacs) nach Oklahoma verlegte, damit die USA ihre Awacs ins Kriegsgebiet entsenden konnten, wo sie unter alleinigem amerikanischen Befehl agierten. Die Nato wird davon nicht untergehen (siehe die vielen Staaten, die unbedingt hinein wollen), aber zu einer Art Freundschafts- und Stabilitätspakt in Europa mutieren.

In Palästina lässt die Autonomiebehörde auf Hamas- und Dschihad-Unterstützer schießen. Übernimmt Arafat für Israel den Kampf gegen Terror?

Wenn er es schafft, die Terrorgruppen zu unterwerfen, arbeitet er nicht für Israel, sondern für sich selbst. Mit jedem ermordeten Israeli signalisieren Hamas & Co, dass sie mit dem Friedensprozess auch Arafat vernichten wollen. Das hat der Überlebenskünstler endlich gemerkt; deshalb das relativ dezidierte Vorgehen gegen seine innerpalästinensischen Feinde. Außerdem hat Arafat noch ein zweites Problem: Angefangen mit den USA, entziehen ihm immer mehr westliche Staaten die Nachsicht. Seine alte Doppelstrategie - hier Terror, dort Verhandlungsbereitschaft - lässt sich nicht mehr durchhalten. Man darf gespannt darauf sein, wie dieses Stehaufmännchen die schlimmste Krise seiner Karriere bewältigt. Und ob die Israelis ihm dabei helfen.

Ein Wort zur deutschen Außenpolitik...

Berlin hat auf dem Petersberg den Geburtshelfer für eine neue Regierung in Kabul gespielt. Doch war das einfach im Vergleich zur nächsten Aufgabe: den Schützling am Leben zu halten. Berlin, London und Paris wollen das mit einer gemeinsamen Schutztruppe unter UN-Mandat tun. Muss Schröder dann wieder die Vertrauensfrage stellen? Wir wünschen dem Kanzler eine "ruhige Hand" und ein harmonisches Weihnachtsfest.

Nach dem Fall von Kandahar werden Osama bin Laden

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