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Meinung: Was uns noch lange bewegt

Berichterstattung über den 13. August 1961 In dem Beitrag zu DDR-Symbolen „Forderungen nach Uniformverbot“ vom 14.

Berichterstattung über den 13. August 1961

In dem Beitrag zu DDR-Symbolen „Forderungen nach Uniformverbot“ vom 14. August, geben Sie Forderungen nach einem Verbot des Tragens von DDR-Uniformen in der Öffentlichkeit wieder:

Herr Knabe fordert ein Verbot durch die Bundesregierung und ergänzt, er kenne kein anderes Land, in dem man in der Uniform der gestürzten Diktatur auf der Straße frei herumspazieren dürfe.

Herr Knabe ist Historiker – er sollte es besser wissen: Selbstredend kann man in Spanien in der Uniform aus Zeiten der Franco-Diktatur frei auf der Straße flanieren. Auch ist die Uniform aus Zeiten der Pinochet-Diktatur in Chile keinesfalls verboten. Auch die Argentinier stören sich nicht am Tragen der Uniformen aus Zeiten der Militärdiktatur auf der Straße. In Griechenland steht das Tragen der Uniform aus der Obristen-Diktatur nicht unter Strafe. In Ungarn treten die Anhänger der rechten Jobbik-Partei gern wieder in der Uniform der Horthy-Diktatur auf, man kann allerdings auch die Uniform der Armee „Gulasch-Kommunisten“ tragen; Ungarn ist ein freies Land.

In Russland kann man spätestens an jedem 9. Mai, dem Tag des Sieges und der Befreiung, die Veteranen in den Uniformen der Sowjetarmee, die ja auch einer Diktatur dienten, auf der Straße sehen.

Selbst in Ägypten und Tunesien, dass Herr Knabe kürzlich besuchte und das gerade seine Diktatur wegdemonstriert hat, kann man in den bisherigen Uniformen auf die Straße gehen.

Und auch in Deutschland kann man problemlos eine Polizeiuniform aus den Jahren 1933–1945 in der Öffentlichkeit tragen, wenn denn das verfassungsfeindliche und in Deutschland verbotene Hakenkreuzsymbol nicht zu sehen ist.

Man kann diese Uniformposiererei gut oder schlecht, geschmackvoll oder geschmacklos finden. Die Kritiker des bei in- und ausländischen Berlintouristen offenbar beliebten Uniformtreibens am Brandenburger Tor, Checkpoint Charlie usw., wie Herr Knabe, müssen jedoch aufpassen, nicht selbst zu Meinungsdiktatoren zu werden.

Freiheit ist und bleibt eben auch immer die Freiheit der Andersdenkenden, auch wenn deren Meinung oder Geschmack einem selbst nicht gefällt. Also, Herr Knabe: Mehr Toleranz, bitte!

Conny Conley, Berlin/Haifa

Als langjährige Leserin verfolge ich natürlich alle Artikel über den 13. August 1961. Zum damaligen Zeitpunkt war ich eine 14-jährige Schülerin am Diesterweg-Gymnasium im Wedding. An unserer Schule, die ja dicht an der Sektorengrenze lag, gab es einige Schüler aus dem Ostsektor. Auch der Schulsprecher (damals vermutlich 12. oder 13. Klasse) kam aus Ostberlin.

Diese Schüler (auch meine Freundin) mussten dann drüben zur Schule angemeldet werden und hatten als „Schulmappengrenzgänger“ (O-Ton Ost) keinen leichten Stand, abgesehen davon, dass dann von Abitur und Studium selbstverständlich keine Rede mehr sein konnte. Der damalige Schulsprecher hat es kurz nach dem Mauerbau noch geschafft, durch die Kanalisation zu flüchten, ehe auch da alles dichtgemacht wurde.

In den bisherigen Berichten habe ich einen Hinweis auf solche Schicksale vermisst, halte es aber durchaus für erwähnenswert.

Marga Knütter, Berlin-Spandau

Die Lektüre der Leserbriefe zu „Geteilter Schmerz“ vom 14.08. war für mich sehr interessant. Die Redakteure haben genau die drei klassischen Positionen zu Wort kommen lassen, wobei Leserbriefe 2 und 3 den klassischen Positionen im Kalten Krieg West (2) und Ost (3 – einschließlich der sogenannten Revisionisten – entsprechen. Brief 3 stützt sich auf die Debatte über das Stalin-Angebot vom Mai 1952, das unterdessen auf Grund sowjetischer Archivalien längst nicht mehr ernst genommen wird. Ansonsten ist Brief 3 klassische DDR-Propaganda von einem alten Genossen, einschließlich der ganzen alten Leier der Teilung.

Dagegen verkennt Brief 2 immer noch, dass die Amerikaner durchaus eigene Interessen hatten und somit in der Errichtung der Mauer durchaus auch eine willkommene Stabilisierung sahen. Das hat Willy Brandt auch früh erkannt.

In dem Sinne hat der Autor des ersten Briefs durchaus recht. Aber Fulbright hat diese Meinung in einem Presseinterview vertreten (sicher auch Kennedy gegenüber), aber er hat nicht Chrusch–

tschow angerufen – das wäre auch protokollarisch völlig unmöglich!

Diethelm Prowe, Northfield (USA)

Von ihm erschienen ist das Buch „Weltstadt in Krisen: Berlin 1949–1958. Eine Geschichte der politischen Entwicklung Berlins in diesem Zeitraum, vor dem Hintergrund der weltpolitischen Situation“, Berlin 1973.

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