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Meinung: Was wir satt haben

Betrifft: Dioxin-Skandal und Bioprodukte Nachdem es in fast allen Zeitungen bislang viele gute Artikel zu dem Dioxin- Skandal gegeben hat, scheint jetzt die Stunde der intellektuellen Zyniker gekommen zu sein, die schon immer alles besser wussten, jetzt alle guten Ansätze zerreden, so tun, als wenn sie rational überlegen argumentieren würden, aber in Wirklichkeit entweder wenig kapiert haben oder für ihre destruktive Arbeit von irgendwelchen Lobbygruppen bezahlt werden. Herr Wewetzer schreibt am Anfang: „Um richtiges und falsches, um gutes und böses Essen, um Massentierhaltung und Vegetarismus tobt ein neuer Glaubenskrieg.

Betrifft: Dioxin-Skandal und Bioprodukte

Nachdem es in fast allen Zeitungen bislang viele gute Artikel zu dem Dioxin- Skandal gegeben hat, scheint jetzt die Stunde der intellektuellen Zyniker gekommen zu sein, die schon immer alles besser wussten, jetzt alle guten Ansätze zerreden, so tun, als wenn sie rational überlegen argumentieren würden, aber in Wirklichkeit entweder wenig kapiert haben oder für ihre destruktive Arbeit von irgendwelchen Lobbygruppen bezahlt werden. Herr Wewetzer schreibt am Anfang: „Um richtiges und falsches, um gutes und böses Essen, um Massentierhaltung und Vegetarismus tobt ein neuer Glaubenskrieg.“ Was will ein solcher Satz dem Leser suggerieren? Alles was bis jetzt zu dem Dioxin-Skandal geschrieben wurde, ist also Glaube, ist also irrational? Gegen Massentierhaltung gibt es gar keine rationalen Argumente? Für Vegetarismus auch nicht? Um zu belegen, wie falsch bis jetzt die ganze Diskussion gelaufen ist, führt Herr Wewetzer weitere Dioxin-Quellen, falsche Ernährung und sogar noch den Welthunger an. Dabei hat wirklich niemand bestritten, dass es diese Themenfelder auch noch gibt. Beim Thema „falsche Ernährung“ schreibt Herr Wewetzer richtig: „Wir essen zu fett, zu salzig, zu süß, zu viel Fleisch und tierische Fette, und vor allem: zu viel.“ Vegetarismus – zu Beginn noch unter Glaubenskrieg eingeordnet – könnte bei falscher Ernährung dann also wohl doch ein wichtiger Lösungsansatz sein? Dass Vegetarismus auch beim Thema Welthunger der effektivste Lösungsansatz ist, wird dann aber nur sehr indirekt angesprochen: „Zugleich steigen mit dem Wohlstand in Aufsteigernationen wie China auch die Ansprüche, der Wunsch nach mehr Vielfalt und mehr Fleisch.“ Und anstatt diesen steigenden Fleischkonsum zu kritisieren und darin den wesentlichen Lösungsansatz zu erkennen, kommt Herr Wewetzer endlich zu seinem wahren Anliegen: der Züchtung neuer Nutzpflanzen. Wobei er dieses Mal ausnahmsweise offen lässt, ob mit oder ohne Gentechnik. Als Tagesspiegel-Leser weiß man natürlich, was Herr Wewetzer empfehlen würde.

Ralf Böhm, Berlin-Buckow

Schon eigenartig, dass die Menschen massenweise in diesen Tagen Produkte kaufen, nur weil auf den Packungen Bio steht. Dabei ist Bio nicht gleich Bio. Es ist doch nur eine Frage der Zeit, wann auch solche Produkte in einen Lebensmittelskandal verwickelt werden oder sogar bereits sind. Wie blauäugig sind die Menschen mittlerweile geworden?

Erio Alexander Tsuchiya,

Berlin-Dahlem

„Fleischlos fröhlich“ beim „Veggie-Day“.

Das Rad ist doch bereits erfunden! Seit Jahrhunderten propagiert die Katholische Kirche den Freitag für die fleischlose Ernährung, weil körperliche und spirituelle Gesundheit einen Bezug zueinander haben. In katholischen Einrichtungen, wie z. B. in Gästehäusern von Klöstern, wird das weiterhin so gehandhabt, in katholischen Familien, nun ja, das muss jeder selbst wissen.

Karl-Hans Gehr, Berlin-Wilmersdorf

Ministerin Aigner, lachend mit Bierhumpen auf der Grünen Woche, hat ein deutliches Zeichen gesetzt: Ein Zeichen, dass zwar bessere Kontrollen der Futtermittel hermüssen, aber auch ein Zeichen dafür, dass Sie eigentlich an der entwürdigenden Massentierhaltung nichts, aber auch gar nichts ändern will. Die Fleisch- und Wurstwarenlobby – oder sollte man sie Mafia nennen ? – braucht jedenfalls nicht umdenken und die Schnitzeljagd der Konsumenten geht weiter, das fehlende Stroh in den Quäl-Stallungen lagert offensichtlich in den Köpfen von Aigner und ihren Fleischdealern, aber auch in uns, wenn wir nicht umdenken.

Martin Zühldorf, Kassel

Deutschland ist in Aufruhr wegen der Verunreinigung von Futtermitteln. Währenddessen hört man aus der Politik und der betroffenen Industrie jedoch wenig bis gar nichts über den fruchtbaren Boden dieses neuerlichen Skandals: die Massentierhaltung. Es ist das Prinzip der Tierhaltung, welches solche Skandale geradezu herausfordert; die industrielle und arbeitsteilige Struktur der ‚modernen‘ Fleischproduktion ist das Silbertablett, auf dem solche Dinge serviert werden. Dioxin-Kontrollen funktionieren vergleichsweise gut, daher gibt es auch immer wieder Funde und Skandale. Ich möchte nicht wissen, nach wie vielen ebenso unappetitlichen Stoffen erst gar nicht gesucht wird, weil die Toxizität nicht so hoch ist wie beim Dioxin. Solange wir Unmengen billigen Fleisches nachfragen, wird das Angebot entsprechend sein, eben viel und billig. Solange den meisten Menschen die Zucht-, Haltungs- und Schlachtbedingungen der Tiere gleichgültig sind, werden sie ertragen müssen, was ihr Konsumverhalten zur Folge hat. Meine Hoffnung ist, dass dieser Skandal dazu beiträgt, dass ein paar Menschen mehr ihren Konsum und ihr Essverhalten reflektieren. Wenn sich meine Hoffnung erfüllt, war Leiden und Tod abertausender Tiere nicht umsonst.

Jens Christoph, Berlin-Lichtenrade

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