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Hat Klaus Wowereit einiges voraus: David Bowie

© AFP

Was Wowereit von Bowie lernen kann: Von Profis und Pennern

Flughäfen bauen, Weisheitszähne ziehen, Anzüge schneidern - Es gibt Bereiche im Leben, die vertrauen wir "Profis" an. Für alles andere gibt es "Penner", findet Kolumnist Matthias Kalle.

Ich habe keine Ahnung, wie man einen Flughafen baut. Ich weiß auch nicht, wie man einen Weisheitszahn zieht, ein Auto repariert oder einen Anzug schneidert. Ich bin mir außerdem vollkommen sicher, dass ich beim Ausüben folgender Tätigkeiten scheitern würde: Haare schneiden, Gardinen reinigen, Brot backen, einen Bus fahren – um nur wenige zu nennen. Es gibt Bereiche im Leben, da vertraue ich mich Profis an, denn ich habe mit der Zeit gelernt, dass man nicht alles kann, aber dass es Leute gibt, die für gewisse Dinge eine Ausbildung haben.

Truman Capote schreibt in einem kurzen Text über den Schauspieler Humphrey Bogart, dass er die Menschen in zwei Kategorien unterteilt habe: in Profis und in Penner. Profis waren für Bogart alle Menschen, die ihren Job richtig machten und sich auch sonst anständig benahmen. Penner waren die anderen. Schauspieler, die ihren Text nicht konnten; Männer, die ihre Frauen betrogen. Seit ein paar Tagen denke ich darüber nach, welcher Kategorie Bogart wohl Klaus Wowereit zuordnen würde.

Bei David Bowie hingegen bin ich mir sicher. David Bowie ist ein Profi. Er war es von Anfang an. Und wenn man sich in den vergangenen Jahren nicht so sicher war, so hat Bowie am Dienstag plötzlich bewiesen, dass er immer noch ein Profi ist. Am Dienstag stand auf seiner Homepage plötzlich ein Video zu einem neuen Bowie-Lied. Es heißt „Where Are We Now“ und in den vergangenen Tagen konnte man hier und da lesen, dass es sich dabei um eine Hommage, eine Liebeserklärung, eine Verbeugung handeln würde.

Das ist sicherlich richtig. Genau so richtig ist es aber auch, dass „Where Are We Now“ nicht nur eine Erinnerung an das West-Berlin der Jahre 1976 bis 1978 ist, also jener Jahre, in denen David Bowie in Schöneberg lebte – das Lied ist auch der Berlin Soundtrack 2013, die aktuelle Hymne der Stadt, dafür sollten wir dem Engländer Bowie dankbar sein – so viele haben wir nämlich nicht.

Jede Stadt, die was auf sich hält, hat neben einem relativ funktionstüchtigen Flughafen auch ein Lied, dass das Gefühl der Stadt transportiert. In letzter Zeit muss man da ganz dringend die New-York-Hymne „Empire State of Mind“ nennen, die der Rapper Jay-Z gemeinsam mit der Soulsängerin Alicia Keys aufgenommen hat. Als das im Jahr 2009 erschien, wusste man wieder, warum Berlin nicht New York ist, aber wenn die New Yorker jetzt David Bowie hören, dann wissen sie vielleicht, warum New York nicht Berlin ist. Wenn sie das allerdings überprüfen wollen, empfehlen wir bis auf weiteres eine Anreise mit der Bahn.

Ich habe keine Ahnung wie es mit dem Flughafen weitergeht. Aber ich weiß, dass erst der englische Profi David Bowie kommen musste um ein Lied, zu schreiben, das Berlin verdient hat. Das haben die ganzen Penner ja nicht hingekriegt.

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