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Meinung: Wehret den Vergleichen

Deutschland, im Dezember 1992: In Städten wie Hoyerswerda, Rostock und Mölln wüten seit mehr als einem Jahr Rechtsradikale. Ihre Anschläge erschüttern die Republik.

Deutschland, im Dezember 1992: In Städten wie Hoyerswerda, Rostock und Mölln wüten seit mehr als einem Jahr Rechtsradikale. Ihre Anschläge erschüttern die Republik. Dennoch sagt Ignatz Bubis, der Vorsitzende des Zentralrats der Juden: „Hier ist nicht Weimar, hier ist nicht Hitler, Deutschland brennt nicht.“ Etwas anders sieht das heute seine Nachnachfolgerin, Charlotte Knobloch. Die antisemitischen und rechtsradikalen Attacken „haben eine Aggressivität erreicht, die an die Zeit nach 1933 erinnert“. Wirklich? 1933 gab es den Boykott jüdischer Geschäfte, Praxen und Kanzleien durch die SA, den „Arierparagrafen“, die Bücherverbrennung, das faktische Berufsverbot für jüdische Anwälte, Ärzte, Künstler und Journalisten. Mit anderen Worten: Es gab einen staatlich verordneten und von der Exekutive brutal durchgesetzten Antisemitismus. Diesen Unterschied zu heute nicht sehen zu wollen, ist fatal. Die in diesem Jahr dramatisch gestiegene Zahl rechtsextremer Straftaten zu beklagen, darf nicht zu einer Bagatellisierung der Nazizeit führen. Sonst endet der Diskurs bald auf jenem Niveau, das sich unlängst auf einem Graffito in einer Herrentoilette fand: „Sprüche von Klowänden abwischen ist wie Bücherverbrennung.“ mal

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