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Meinung: „Wenn der Gegner in …

… der Ecke steht, muss man nachsetzen.“ Als Ingo Wolf das den liberalen Freunden zurief, reagierten die irritiert.

… der Ecke steht, muss man nachsetzen.“

Als Ingo Wolf das den liberalen Freunden zurief, reagierten die irritiert. Eigentlich hatte er den Satz auf Rot-Grün gemünzt und dafür geworben, das schwächelnde Bündnis nach dem Wahldesaster in Kiel zu attackieren. Aber bei den meisten Delegierten des Parteitages geisterten andere Überschriften durch den Kopf: die von „Florida Wolf“ und dem sagenhaften Einkommen des liberalen Spitzenkandidaten. Über seine politischen Talente wurde weniger geredet. Seit die Grünen vor einiger Zeit dafür gesorgt haben, dass sich die Öffentlichkeit mit den mehr als 200 000 Euro beschäftigt, die der FDP-Fraktionschef pro Jahr aus unterschiedlichen öffentlichen Ämtern erhält (und damit mehr verdient als der Bundespräsident), fällt Wolf die Abteilung Attacke gegen den politischen Gegner schwer. Er selbst steht so sehr unter Beschuss, dass er eine Stiftung gründen musste, in die er die Pensionsvorteile aus seinem Amt als Oberkreisdirektor in Euskirchen einbringt.

Über all das haben sie am Wochenende beim liberalen Wahlparteitag in Essen freilich nur auf den Fluren geredet. Wolf war stattdessen die Aufgabe zugefallen, die Basis angesichts bröckelnder Umfragewerte auf die Wahl am 22. Mai einzuschwören. „Im neuen NRW werden wir in helle Köpfe und nicht in dunkle Schächte investieren“, lautet einer seiner Standardsätze und an solchen Stellen applaudieren sie ihm besonders heftig, zumal er nicht immer so geschliffen formuliert. „Wir müssen das an die Wähler herantragen“, antwortet er schon mal auf Fragen zur Strategie der FDP, den eigenen Lebensweg in Amtsstuben zwischen juristischen Aktendeckeln kann er nicht immer verbergen. In den Landtag ist er im Jahre 2000 eher unerwartet gerutscht, weil Jürgen Möllemann die Liberalen ohne Koalitionsaussage auf ein Rekordergebnis von knapp zehn Prozent gehievt hat. Dass Ingo Wolf diesen Erfolg wiederholen könnte, glauben nicht einmal die treuesten Anhänger.

Die hin und wieder sperrige Art des Juristen Wolf hat Guido Westerwelle ins Gegenteil zu verkehren versucht: „Der wird noch einmal Kult“, rief der Parteichef den Delegierten zu und kassierte mit seinen vehementen Attacken auf den politischen Gegner weit mehr Beifall als der Spitzenkandidat selbst. Weil das die Partei offenbar bemerkte, will sie in der Schlussphase des Wahlkampfes nicht mehr Wolf plakatieren: Guido Westerwelle persönlich soll die Nordrhein-Westfalen zur Wahl der FDP animieren.

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